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Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht
Rekonstruktion eines feministischen Meisterwerks
Es war ein doppelter Affront für das Publikum bei der Frühjahrausstellung des Künstlerhauses 1896: Erstens eine Künstlerin, die in der „männlichen“ Disziplin der Bildhauerei tätig ist. Zweitens ein Sujet, das jedem Klischee von lieblicher Weiblichkeit widersprach: Eine nackte Hexe mit verwegenem Blick, die sich mit einer zangenartigen Schere ihre langen Fußnägel schneidet. Das herausragende Talent von Teresa Feodorowna Ries wurde schon damals erkannt, die Künstlerin startete eine bemerkenswerte Karriere und stellte schon bald international aus.
Dass sich ihre Hexenskulptur in der Sammlung des Wien Museum befindet, ist zweifellos ein Glücksfall: Ries musste 1942 vor den Nazis fliehen und verbrachte die Jahre bis zu ihrem Tod 1956 in Lugano (Schweiz). Ihre Werke galten als „entartete“ Kunst und überstanden den Krieg nur unter widrigen Bedingungen. In der Nachkriegszeit erlitt die Hexe aufgrund von schlechter Lagerung und unsachgemäßem Transport massive Beschädigungen. Lange Zeit wurde allerdings vermutet, dass der abgebrochene Besen, die abgeschlagene Nase und sonstige Fehlstellen Folgen eines vermeintlichen Vandalenakt waren, der mit der provokanten „Message“ des Werks in Verbindung gebracht wurde. Dass man sich im Museum zu einer Rekonstruktion entschied, hat gute Gründe: Ohne die zentralen Attribute könnte man das Meisterwerk nicht in seiner Bedeutung erfassen. Im folgenden Film werden die einzelnen Schritte gezeigt, mit denen die Hexe wieder ihre künstlerische Integrität zurückerhielt.
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