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Peter Stuiber, 30.11.2023

13 Antworten zum neuen Wien Museum

Ab Nikolaus: Open House

Am 6. Dezember eröffnet das neue Wien Museum nach vierjähriger Umbauzeit. Wie lautet die Bilanz des Bauprojekts und was erwartet das Publikum – außer einer spektakulären Architektur und einer ebenso faszinierenden Dauerausstellung? 13 Antworten von 13 Kolleg:innen.

Peter Stuiber:

Wie lautet die Bilanz zum Bauprojekt? Was war im Rückblick die größte Herausforderung? Und was die größte Überraschung?

Heribert Fruhauf:

Die Bilanz fällt rückblickend sehr positiv aus. Alle Konsulenten, Baufirmen und Partner, die mit Start des Architekturwettbewerbs sukzessive zu uns ins Projekt gekommen sind, haben immer voll mitgezogen. Auch wenn der Umgangston einmal rauer wurde, war immer ein hohes Grundmaß an gegenseitigem Respekt vorhanden. Es gab in den zehn Jahren – von der Konzeption des Architekturwettbewerbs bis zur Eröffnung – zwei Punkte, an denen das Projekt hätte kippen können. Erstens, als es darum ging, die finanziellen Mittel vom Gemeinderat zu bekommen, und zweitens, als man dann einen Generalunternehmer im Rahmen des Budgets finden musste. Als auch letzteres gelungen war, galt das Motto: „Es ist nicht mehr aufzuhalten.“

Bautechnisch waren wohl die Bohrpfähle und der Stahlbau die größten Herausforderungen. Beide Leistungen bedurften eines enormen Aufwandes von Material und von Maschinen, die sehr präzise – beim Stahlbau z.B. millimetergenau – eingesetzt werden mussten und eine enorme Logistik dahinter erforderten. Eine aktuelle große Herausforderung ist auch, das Haus nun in einen reibungslosen Museumsablauf umzuwandeln und die kleinen Wehwehchen sukzessive auszubügeln. Rückblickend war für mich überraschend, dass trotz der Vielzahl an beteiligten Firmen und großen Konzernen der Projekterfolg im Endeffekt doch an ganz wenigen Personen hängt. Von diesen Schlüsselpersonen darf dir niemand wegbrechen, und das gelingt, wenn du immer fair und ehrlich mit allen umgehst.

Heribert Fruhauf ist Projektleiter Wien Museum Neu und leitet die Abteilung Facility Management und Interne Services.

PS

Wieviel Budget gab es für das Bauprojekt? Und wie ist es gelungen, trotz massiver Inflation im Rahmen zu bleiben?

Christina Schwarz

2018 wurde vom Wiener Gemeinderat ein Budget in Höhe von 108 Mio genehmigt. Dazu kam eine kleine Reserve in Höhe von 6,4%. Dieses Budget umfasste die Errichtungskosten (Baukosten) sowie die Einmalkosten (neue Dauerausstellung, Objektrestaurierung, Objekttransporte und -montage, Absiedelung, Rückübersiedlung, Marketingkosten, digitaler Auftritt und vieles mehr). Aber wie kann ein Museumsbau zwischen Corona-Pandemie und Wirtschaftskrise funktionieren? Die erste essentielle Entscheidung war jene zur eigenen Bauherrschaft – im Gegensatz zu einem sogenannten PPP. Dank einer gut durchdachten Projektstruktur mit den richtigen internen Bauherrenverantwortlichen und externen Partnern konnte ein hochkonzentriertes, sorgfältiges und zielorientiertes Arbeiten über den gesamten Projektverlauf gewährleistet werden. Wir haben den Weg der partnerschaftlichen Zusammenarbeit gepflegt, dadurch wurde immer sichergestellt, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Ziel verfolgen. Die Covid-Krise hat zunächst keine gravierenden Auswirkungen auf das Projekt gehabt, die allgemeine Teuerung wurde dann eine echte Herausforderung. Sehr gut vorbereitete Ausschreibungen und klare Verträge waren die Basis für die Einhaltung der strikten Zeitpläne. Eine laufende engmaschige Kostenverfolgung komplettierte die Arbeit. Wir eröffnen nun ein neues und zeitgemäßes Stadtmuseum im Rahmen des Zeit- und Kostenplans. Und nicht nur das. Es konnten in diesem Kostenrahmen auch ausnahmslos alle architektonischen Details – sowohl qualitativ als auch quantitativ – umgesetzt werden.

Christina Schwarz ist Finanzdirektorin des Wien Museums.

PS

Welche Rolle soll das neue Wien Museum in der Stadt spielen? Was bedeutet der freie Eintritt in die Dauerausstellung? Und die öffentlichen Bereiche wie die neue Terrasse?

Matti Bunzl

Gemeinsam mit unseren Architekt:innen haben wir ein Haus gebaut, das die heutigen Anforderungen an die Institution Museum in nachhaltiger Weise bewältigt. Die neu geschaffenen Ausstellungsflächen – die als Rundgang im Bestandsbau angelegte Dauerausstellung sowie der auf maximale Flexibilität ausgerichtete White Cube für Sonderausstellungen – entwirren die davor unregelmäßig verteilten Schauräume.

Den Mittelpunkt der neuen Museumsarbeit bildet aber das zwischen Alt- und Neubau entstandene Fugengeschoß. Vollkommen verglast, beherbergt es ein Event-Zentrum, drei Vermittlungsateliers sowie eine Community-Gallery. Weiters gibt es eine Café-Bar, einen zum Verweilen einladenden Freiraum und eine weitläufige Terrasse mit spektakulärem Blick auf den Karlsplatz.  Die Verbindung zum urbanen Raum kennzeichnet auch das neue Erdgeschoß. Das Restaurant verbindet Innen- mit Außenbereich. Vor allem ist es aber der großzügige Pavillon, der die räumliche Beziehung zwischen Museum und Stadt neu definiert. Unser Architekt:innen sehen ihn als ausgestreckte Hand – eine Metapher, die die gestalterische Öffnung des Gebäudes wunderbar einfängt. Die neue Architektur des Wien Museums steht nicht für Repräsentation, sondern für Dialog – zwischen Individuen und Kollektiven, Stadt und Welt, Geschichte und Zukunft. Es ist eine Architektur der Begegnung, die einen exemplarischen Raum für die Museumsarbeit des 21. Jahrhunderts schafft.

Matti Bunzl ist Direktor des Wien Museums.

PS

Der Eintritt in die Dauerausstellung wird kostenlos sein. Kann man „einfach so“ ins Museum hineingehen? Oder muss man etwas vorher beachten? Kommt man überall hin im Haus?

Daniel Skina

Wir freuen uns sehr, dass unsere Besucher:innen die Dauerausstellung „Wien. Meine Geschichte“ dauerhaft kostenlos besuchen können. Uns ist es ein besonderes Anliegen, dass der Zugang zu Kultur generell und dem neuen Wien Museum allen offensteht. Das beinhaltete neben dem kostenfreien Zugang zur Dauerausstellung auch das Thema Barrierefreiheit, sodass auch bewegungseingeschränkten oder sehbeeinträchtigten Menschen ein schöner Museumsbesuch ermöglicht werden kann.

In den ersten Wochen stehen wir vor der Herausforderung, das große Interesse des Publikums zu organisieren. Aufgrund unserer Platzkapazitäten bieten wir daher bis Mitte Jänner 2024 kostenlose Time-Slot Tickets über unsere Website an. Wer ohne einen Time-Slot das Wien Museum besuchen möchte, muss voraussichtlich mit ein wenig Wartezeit rechnen. Im Eingangsbereich des großen Pavillons wird die Garderobe der Besucher:innen entgegengenommen und schon kann das neue Haus erkundet werden. Von der Dauerausstellung, die im Erdgeschoss beginnt und sich auf zwei Stockwerke erstreckt, über das dritte Geschoss, das mit einem großartigen Blick auf den Karlsplatz zum Verweilen einlädt, kann auch bis Mitte Dezember das vierte und neue Geschoß für zukünftige Sonderausstellungen besichtigt werden.

Sobald der erste große Andrang etwas abklingt, braucht es keinerlei Vorbereitungen mehr. Alle Besucher:innen kommen nach Belieben. Einem spontanen Besuch im Shop, in der Dauerausstellung oder einem Kaffee im Terrassengeschoss steht dann nichts mehr im Wege. Tickets für die Sonderausstellungen können auch zukünftig über unseren Online-Shop oder vor Ort kurzfristig erworben werden. 

Daniel Skina leitet die Abteilung Publikumsservice.

PS

Welches Vermittlungsprogramm erwartet die Besucher:innen im neuen Haus?

Nathaniel Prottas

Die Abteilung für Bildung und Vermittlung wird ein völlig neues Programm anbieten, das in den letzten vier Jahren während des Umbaus entwickelt wurde. Im ersten Monat werden wir täglich kurze Führungen durch das neue Museum anbieten, um den Besuchern: innen einen Vorgeschmack auf das neue Museum zu geben. Ab Jänner werden wir unser neues Programm in vollem Umfang starten. Wir haben 26 Schulprogramme für alle Schultypen entwickelt, die Themen wie Klimawandel, Nationalsozialismus, Migration und Menschenrechte behandeln. Darüber hinaus werden wir inklusive Programme für Schulklassen und Erwachsene, Programme für Senior:innen, neue Führungen für Erwachsene, Familienprogramme an jedem Wochenende und Gemeinschaftsprojekte anbieten. 

Die Sammlung des Museums gehört der Öffentlichkeit gehört und jeder hat das Recht, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund bietet unser Programm den Besucher:innen eine breite Palette von Möglichkeiten, sich aktiv mit der Geschichte und der Sammlung auseinanderzusetzen, sei es durch Galeriegespräche, Diskussionen, praktisches und kreatives Lernen oder die Mitgestaltung einer Community-Ausstellung. Wir konzentrieren uns auf Themen, die für uns heute relevant sind, und fragen, wie die Vergangenheit die Gegenwart geprägt hat und was wir aus der Vergangenheit über die Zukunft, die wir gestalten, lernen können. Wir bieten den Besucher:innen die Möglichkeit, Verbindungen zur Sammlung herzustellen, ihre eigene Geschichte in die Geschichte der Stadt einzuschreiben und zu überlegen, wie die Entwicklung der Stadt ihr heutiges Leben beeinflusst. Besonders freuen wir uns darüber, dass wir alle unsere Familien-, Senioren- und Schulprogramme kostenlos anbieten können.

Nathaniel Prottas leitet die Abteilung Bildung und Vermittlung.

PS

Welche Angebote für Kinder wird das neue Museum haben?

Veronika Poremba

Ab Jänner gibt es jedes Wochenende durchgehend Programm für Familien. Jeden Monat bieten wir einen anderen Themenschwerpunkt an. So zum Beispiel zu Farben und Klängen der Stadt. Wie hört sich die Musikstadt Wien an, wo ist es laut, wo leise? Welche Farbtöne bestimmen die Stadtlandschaft und welche die Malerei? Dabei experimentieren wir mit Musik und Malerei. Oder wir schauen beim Atelier Cuisine in die Kochtöpfe der Stadt. Was wurde wann für wen gegart, gekocht und gegessen? Mit allen Sinnen experimentieren wir, kochen vor Ort nach Farben und kreieren Eat-Art. Am Samstag zwischen 11 und 16 Uhr ist Tag des Offenen Ateliers, da braucht man keine Voranmeldung, man kann einfach vorbeikommen. Am Sonntag ist dann Workshop-Tag. Alle unsere Programme sind kostenfrei! Und ein ergänzendes Angebot ist unser Museumskorb, mit dem man das Museum eigenständig erkunden kann. Die Kinder schlüpfen dabei in eine Rolle und gehen zusammen mit ihren Begleitpersonen zu den Objekten, um verschiedene Aufgaben zu lösen.

Veronika Poremba arbeitet in der Abteilung Bildung und Vermittlung und ist dort gemeinsam mit Isabel Termini für Familienprogramme zuständig.

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PS

Für die neue Dauerausstellung wird es einen digitalen Guide geben. Mit welchen Inhalten und welchem Fokus?

Evi Scheller

Der Guide umfasst über vier Stunden Hörgeschichten auf Deutsch, Englisch, Französisch, Türkisch und Bosnisch/Kroatisch/Serbisch. Die Inhalte zu 105 Highlights-Objekten und den 13 thematischen Bereichen der Ausstellung wurden zusätzlich in einfacher Sprache formuliert und eingesprochen. Über 20 Expert:innen des Museums kommen zu Wort und die angenehmen Moderator:innen-Stimmen von Raphael Sas, Julie McCarthy, Robert Seethaler und anderen lassen die Besucher:innen ganz tief eintauchen, während sie das Objekt betrachten.

Alle Beiträge gibt es auch übersetzt in Österreichische Gebärdensprache. Und für alle Objekte wurden aufwendige deskriptive Texte angefertigt, die in Kombination mit Raumbeschreibungen und tastbaren QR Codes den Besuch für blinde und sehbeeinträchtige Menschen vertiefen. 16 kurze dokumentarische Filme mit dem Fokus Restaurierung führen „behind the scenes“ und zeigen, wie die Objekte in den letzten Jahren aufwendig für die Ausstellung vorbereitet und transportiert wurden. Der kostenlose digitale Guide ist einfach mit dem eigenen Smartphone im Browser abrufbar. Er gibt keinen vorgegebenen Weg, also keine Touren durch die Ausstellung, sondern die Besucher:innen können überall  über QR-Codes oder Nummerneingabe einsteigen. Da der Inhalt umfassend ist, lohnt es sich, eine individuelle Playlist zusammenzustellen und auch zu Hause weiterzuhören.

Evi Scheller ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Publikationen und Digitales Museum.

PS

Barrierefreiheit wird im neuen Museum eine große Rolle spielen. In welcher Form?

Alina Strmljan

Barrierefreiheit im neuen Wien Museum äußert sich total vielfältig. Schon bei den Planungen für das neue Haus wurde Inklusion mitgedacht, vom physischen Zugang in das Museum, dem Bau der Toiletten bis hin zu den Inhalten und der Gestaltung der Dauerausstellung. Das war übrigens nur durch die enge Zusammenarbeit mit Fachverbänden und Expert:innen aus den jeweiligen Communities möglich, denen ein wirklich großer Dank gebührt!

Im Vergleich zum alten Haus hat sich viel geändert: Zum Beispiel ist der Haupteingang in das Museum einfach mit Rollstuhl oder Kinderwagen zu erreichen. Durch das gesamte Museum und auch die Dauerausstellung führt eine taktile Bodeninformation, die blinden Personen eine selbstständige Fortbewegung ermöglicht, die zusätzlich durch taktile Übersichtspläne und Raumbeschreibungen erleichtert wird. Auf der „Toilette für alle“ im Kellergeschoss können wirklich alle Personen aufs Klo gehen – auch wenn sie dafür eine Liege oder einen Hebelift benötigen. Auch die Inhalte der Dauerausstellung wurden inklusiv gestaltet: Wir haben bewusst darauf geachtet, dass Objekte nicht nur hinter Vitrinen gezeigt werden, sondern haben versucht Wissen nach dem Mehrsinne-Prinzip zu vermitteln: Es gibt Objekte zum Angreifen und Riechen und taktile Platten, in denen visuelle Information, wie etwa ein Gemälde, tastbar gemacht wird. Bei AV-Medien gibt es Übersetzungen in Österreichische Gebärdensprache. Nachdem wir nun so lange an der Umsetzung gearbeitet haben, sind wir schon sehr gespannt darauf, wie das Angebot ankommt und freuen uns auf Feedback, vor allem damit wir weiterlernen und weiterentwickeln können – denn Inklusion ist ein Prozess, den es stetig weiterzuverfolgen gilt.

Alina Strmljan ist Curatorial Fellow am Wien Museum und mit Jennie Schellenbacher für das Projekt Barrierefreiheit zuständig.

PS

Das neue Wien Museum eröffnet seine Dauerausstellung mit rund 1800 Objekten. Bei etlichen waren umfangreiche restauratorische Maßnahmen notwendig. Welche Highlights gibt es diesbezüglich?

Alexandra Czarnecki

Sicherlich gehören einige der aufwendig restaurierten Großobjekte in der Halle zu den Highlights. Der von der Decke herabhängende Walfisch Poldi und der bleischwere Donnerbrunnen wurden im Inneren statisch unterstützt und äußerlich gereinigt. Die prunkvollen Textilien des Galawagens wurden ergänzt und gesichert. Das Modell St. Stephan bekam durch die Abnahme von jahrzehntealtem Staub seine Strahlkraft zurück. Durch diese Objekte ist die Halle zu meinem persönlichen Highlight geworden.

Darüber hinaus gibt jedes Geschoß weitere, etwas kleinere, Highlights her: Im Erdgeschoss gehören die Fürstenfiguren dazu – nicht nur wegen ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung, auch aufgrund der Erkenntnisse, die wir im Zuge ihrer Restaurierung über ihre Schicksalsgeschichte feststellen mussten. Sie wurden erst in jüngerer Zeit teils rabiat überarbeitet. Das erste Obergeschoss bietet die beiden historischen Stadtmodelle – auch sie erscheinen nach ihrer Reinigung und Retusche wieder in ihrem spezifischen Kolorit. Im zweiten Ausstellungsgeschoss ist es zum einen das Gemälde „Junge Mutter“ von Egon Schiele: Hier wurde bei strahlendiagnostischen Untersuchungen festgestellt, dass der Maler ursprünglich ein zweites Kind geplant hat, welches heute allein mit dem bloßen Auge nicht mehr festzustellen ist. Des Weiteren ist es die Marmorskulptur Hexe bei der Toilette für die Walpurgisnacht der jüdischen Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries. Ihre verlorenen Attribute konnten im Rahmen der jüngsten Restaurierung rekonstruiert werden. Zweifelsfrei ein Highlight!

Alexandra Czarnecki ist Leiterin der Abteilung Objektbetreuung und Restaurierung.

PS

Welche Publikationen gibt es anlässlich der Neueröffnung?

Sonja Gruber

Wir freuen uns sehr, dass wir gleich mit fünf Publikationen zur Neueröffnung starten. Und zwar mit einem Buch zur Architektur, konzipiert und geschrieben vom Architekturpublizisten Wojciech Czaja, gestaltet wurde es von Christian Schienerl. Selbstverständlich gibt es auch eine Publikation zu den Highlights aus der Dauerausstellung – kombiniert mit tollen Objekten aus dem Depot. Dieses Buch mit dem Titel „Mixed Doppel“ – die Grafik stammt von Larissa Cerny – wird´s auch auf Englisch geben. Dann sind wir besonders stolz auf unsere Kinderpublikation: Einen Gedichtband von Michael Hammerschmid, der sich mit den Tierfiguren aus dem Museum und dem Stadtraum auf äußerst charmante Art und Weise auseinandergesetzt hat. Das Buch heißt „stopptanzstill!“, die Grafik stammt von Tom Koch, die Fotos von Stefan Doleschal. Als viertes Buch können wir „Momentaufnahme Wien“ vorstellen, einen Reader mit 130 Interviews zur Gegenwart der Stadt, herausgegeben von Martina Nußbaumer und grafisch gestaltet von Cati Krüger. Last but not least erscheint ein außergewöhnlicher Bild-Text-Band zu den spannenden Restaurierungsprojekten in Vorbereitung der Dauerausstellung, erzählt von der Journalistin Barbara Beer. „Es geht nicht um schön“ lautet der Titel, grafisch in Szene gesetzt wurde es von Katrin Smejkal. Alle Bücher sind Cradle-to-Cradle produziert. Und sie sind der Auftakt zu einer losen Reihe an Publikationen, die in Anbindung an die Dauerausstellung erscheint.

Sonja Gruber ist in der Abteilung Publikationen und Digitales Museum für das Publikumsmanagement zuständig.

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PS

Was erwartet die Besucher:innen im neuen Wien Museum Shop?

Dajana Dorfmayr

Mit Wien, Museum und Shop ist die Idee sehr treffend formuliert – bei uns werden Produkte angeboten, die einerseits mit den Ausstellungen und Sammlungsobjekten des Museums und andererseits mit Wien und seiner materiellen Kultur zu tun haben. Die Stadt verfügt über ein reiches historisches Erbe und eine lebendige kreative Szene, und daraus resultiert ein unverwechselbares Sortiment: Bücher von Wiener Verlagen, Eigenpublikationen, Poster & Editionen, langlebige Textilien und Gebrauchsgegenstände der Wien Museum Eigenmarke und lokaler Labels. Angefangen bei den Buntpapieren „Muster und Farben der Stadt“ bis hin zu Kunstdrucken, ausmalbaren Poldi-T-Shirts und erstklassigem Wohndekor gibt es hier einiges zu entdecken. Der Fokus bei der Produktwahl liegt neben der regionalen Herkunft auf Social & Good Design, d.h. wir haben uns für ökologische Materialien, umweltfreundliche Fertigung, faire Arbeitsbedingungen und handwerkliche Qualität entschieden. Das Warenangebot soll ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit schaffen.

Die Tür steht allen offen – nicht ausschließlich Museumsbesucher:innen, sondern auch Interessierten, die nur schmökern möchten oder Shopping-Begeisterten, die auf der Suche nach einem besonderen persönlichen Geschenk sind. Für alle, die Überraschungen mögen: Es gibt hochwertige Boxen in verschiedenen Formaten, die individuell befüllt werden können. Für den Wow-Effekt nach dem Einkaufserlebnis. Großes Danke übrigens an alle Kooperationspartner:innen, die ihre Begeisterung und ihr Know-how investiert haben!

Dajana Dorfmayr ist Leiterin des Museumsshops.

PS

Wie kulinarisch wird das neue Wien Museum?

Florian Pollack

Mit trude & töchter bekommen das neue Wien Museum und der Karlsplatz ein gastronomisches Angebot, das Museumshunger und urbanen Durst stillt. Für Museumsbesucher:innen nach einem Rundgang durch die Geschichte Wiens oder eine Sonderausstellung. Aber auch für Passant:innen, die den Karlsplatz am Weg zur Arbeit oder nach Hause queren oder für Menschen, die den Platz vor der Kirche und den Teich als verlängertes Wohnzimmer nutzen.

Das Angebot von „trude“ basiert auf der reichen Tradition der Wiener Küche mit ihren Einflüssen aus den Ländern der Monarchie. Allerdings modernisiert und ins Heute gebracht, mit einem Fokus auf saisonale und regionale Zutaten. Mehr Gemüse, mehr Kräuter, weniger Paniertes, insgesamt gesünder als die klassische Wiener Küche. Ergänzt um vegetarische und vegane Gerichte, die teilweise Neuinterpretationen von bekannten Klassikern sind, teilweise neue Kreationen aus der Entwicklungsküche des Betreibers Gourmet. Im Sommer dann auch im Schanigarten mit Blick auf Fischer von Erlachs Karlskirche.

In der Cafébar „& töchter“ im 3. Stock des Museums, zwischen Veranstaltungssaal und Vermittlungsateliers gelegen, mit riesiger Dachterrasse, gibt es Kaffee und Kuchen, Brioche und Kracherl, Aperitif, Bier und Wein aus Wien. Der Name trude & töchter nimmt einerseits Bezug auf die Fotografin Trude Fleischmann, die prominent in der Sammlung des Wien Museums vertreten ist. Andererseits zu den Töchtern der Stadt. Das Restaurant trude hat Dienstag bis Sonntag von 8 bis 24 Uhr offen, die Cafébar & töchter richtet sich nach den Museumsöffnungszeiten.

Florian Pollack leitet die Abteilung Kommunikation und Development.

PS

Von einem neueröffneten Haus erwartet man sich zurecht Nachhaltigkeit. Wie sieht es damit aus?

Bärbl Schrems

Schon beim Umbau des Wien Museums wurden zahlreiche Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Einer davon ist die sogenannte Geothermie. Im Sommer wird die Abwärme gespeichert, die durch den Einsatz von 2 Hybrid-Kälte-/Wärmepumpen für Heizung und Kühlung verwendet wird.  Zusätzlich wurde am Dach eine Fotovoltaik-Anlage angebracht. Das gesamte Gebäude funktioniert eigentlich wie eine große Vitrine mit einem relativ stabilen Klima. SAGE-Glas, das überall am Gebäude verwendet wurde und sich automatisch bei starker Sonneneinstrahlung verdunkelt, sorgt dafür, dass das Gebäude nicht zu stark erhitzt wird. Der vorgebaute neue Pavillon hat eine Art Windfang-Funktion, damit das jeweilige Außenklima nicht direkt ins Gebäude kommen kann. Zusätzlich sorgen Bauteilaktivierung und Lehmputz an den Außenwänden für Isolierung und eine natürliche Regulierung der relativen Luftfeuchtigkeit.

In Museen gab es bis vor kurzem meist sehr strenge Vorgaben für Temperatur und relative Luftfeuchtigkeit, um die Objekte zu schützen. Das war natürlich für die CO2-Bilanz schlecht. Diese Werte zu lockern, wird schon seit langem innerhalb der Museumscommunity gefordert. Das Wien Museum war aktiv daran beteiligt, den in Deutschland teilweise schon etablierten sogenannten Klimakorridor auch in Österreich einzuführen. Das bedeutet für uns, dass wir seit August im Dauerausstellungsbereich keine starren Werte anstreben, sondern ein jahreszeitliches Gleiten von Temperatur und relativer Luftfeuchte innerhalb einer für die Objekte verträglichen Bandbreite akzeptieren. Wir benötigen dadurch weniger Energie und verbessern damit deutlich unsere CO2-Bilanz. Last but not least ist es uns dank der Unterstützung aller Abteilungen gelungen, zum Start auch das Österreichische Umweltzeichen zu erlangen – wir sind damit eines von etwa zwanzig Museen in Österreich, die diesen strengen Zertifizierungsprozess durchlaufen haben.

Bärbl Schrems leitet die Abteilung Ausstellungsproduktion und ist gemeinsam mit Sonja Gruber die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Wien Museums.

Peter Stuiber studierte Geschichte und Germanistik, leitet die Abteilung Publikationen und Digitales Museum im Wien Museum und ist redaktionsverantwortlich für das Wien Museum Magazin.

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