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Sophie Dieberger, 20.11.2024

Die Cartes de visite aus dem Atelier der Adele Perlmutter

Rückseiten mit Medaille

Bei der Datierung von historischen Fotos kann ein Blick auf die Rückseite hilfreich sein. Denn Gestaltung, Farbe oder Angaben zum Fotografen/zur Fotografin änderten sich im Lauf der Zeit. Ein Beispiel dafür sind die Fotografien aus dem Atelier von Adele Perlmutter, der ersten k.k. Hoffotografin.

Das von Paris ausgehende und um 1857 in Wien eingeführte Visitformat (Carte de visite) war ab dem Anfang der 1860er Jahre für etwa zwei Jahrzehnte das vorherrschende Format der Porträtfotografie. Es handelt sich dabei um kleinformatige Fotografien, meist dünnes Albuminpapier, kaschiert auf einem stabilen Träger, dem Untersatzkarton, der etwa die Maße 10-10,5 x 6-6,5 cm aufweist. Vergleichsweise kostengünstig, ermöglichte es das Visitformat einem breiten Publikum, den eigenen Familien- und Freundeskreis ablichten zu lassen. Fotografieren ließen sich selbstverständlich auch Personen des öffentlichen Lebens, wie die Mitglieder des Kaiserhauses oder Prominenz aus dem Kunst- und Kulturbereich.

Diese – zum Teil signierten – Visitporträts wurden beliebte Sammelobjekte, die die Zeitgenoss:innen in eigens dafür produzierten Alben aufbewahren konnten. Auch Kaiserin Elisabeth folgte dieser Mode und sammelte Visitporträts, die sie in zahlreichen Alben zusammenstellte (vgl. Sisi privat. Die Fotoalben der Kaiserin Museum Ludwig, Köln (museum-ludwig.de)).

Ein großer Teil der im Wien Museum verwahrten Porträts von Schauspieler:innen im Visitformat, sowohl in Zivil als auch in Rollen, wurde jüngst aufgearbeitet. In einem ersten Schritt erfolgte die Digitalisierung der Vorder- und Rückseiten von etwa 5500 Fotografien. In einem zweiten Schritt kam es zur Erhebung von Informationen zu den Abgebildeten: Recherchiert wurden die Namen und Lebensdaten der Dargestellten und, wenn möglich, Informationen zur Rolle und zum Aufführungsort eines Stückes. Außerdem wurden die Objekte bestmöglich datiert sowie die Zuordnung zu den Fotograf:innen bzw. Fotoateliers vorgenommen.

Sehr oft sind die Namen von Fotoateliers bzw. Fotograf:innen auf dem Untersatzkarton aufgedruckt, in der Regel auf der Rückseite (Revers), häufig aber auch auf der Vorderseite. Dort – auf dem Karton oder auf der Fotografie selbst – können sich zudem Prägestempel mit dem Namen des Fotografen befinden.

Jahreszahlen auf der Vorder- oder Rückseite, die das Aufnahmedatum verraten, kommen deutlich seltener vor.

Diese Jahreszahlen sind teilweise auch mit Vorsicht zu genießen, da es etwa vorkommen konnte, dass Abzüge von älteren Aufnahmen auf aktuellen Untersatzkartons aufgezogen wurden und die Jahreszahl dementsprechend nicht mit dem Aufnahmejahr übereinstimmen muss.

Schwierig wird das Datieren naturgemäß, wenn die Jahresangaben fehlen. Es gibt eine Reihe von Anhaltspunkten, die bei der zeitlichen Einordnung der Fotografie helfen: So liefern die Dargestellten selbst (also ihre Lebensdaten, wenn diese bekannt sind) sowie die Mode und Frisuren wichtige Hinweise. Bei Rollenporträts von Schauspieler:innen oder Sänger:innen ist auch das Erstaufführungsjahr des entsprechenden Stückes eine gute Orientierungshilfe. Zudem ändert sich die Bildkomposition der Visitporträts: Während in den 1860er Jahren Ganzkörperaufnahmen üblich waren, gibt es ab etwa 1870 die Tendenz, kleinere Ausschnitte zu wählen, weshalb sich vermehrt Brustbilder beobachten lassen.

Schließlich liefert der Untersatzkarton wertvolle Anhaltspunkte für die Datierung. Zum einen in Form seiner Materialität, wie zum Beispiel der Farbigkeit, die häufigen Änderungen unterworfen ist. Zum anderen hilft es, die Cartes de visite umzudrehen, da besonders die Rückseiten auskunftsfreudig sein können.
 

Die Rückseiten der Cartes de visite – eine Datierungshilfe

Die Rückseiten des Untersatzkartons wurden mit dem Namen der Fotograf:innen bzw. des Ateliers sowie der Anschrift bedruckt. Zur besseren Selbstvermarktung kamen zusätzlich Informationen hinzu, die über die Auszeichnungen des Atelierinhabers bzw. der Atelierinhaberin Auskunft gaben: Preismedaillen, deren Vorder- und Rückseite abgebildet waren, oder der Titel k.k. Hoffotograf oder Hoffotografin sowie die damit einhergehende Darstellung des Wappens des Kaiserhauses. Dementsprechend war es wichtig, die Rückseite up-to-date zu halten. Etwaige Adressänderungen mussten aktualisiert werden, beispielsweise aufgrund eines Umzugs oder im Falle einer neu eröffneten Zweigstelle des Ateliers. Sollte eine neue Medaille gewonnen oder ein Titel bzw. ein Orden verliehen worden sein, musste sich dies auf der Rückseite wiederfinden.

Genau diese Informationen sind wichtige Anhaltspunkte für die Datierung der Fotografien, da es sich bei dem Jahr der Verleihung der Medaille oder des Umzugs um den terminus ante quem bzw. terminus post quem handelt. Der Fotograf Fritz Luckhardt beispielsweise erhielt 1870 den Titel „k.k. Hoffotograf“, dementsprechend können Cartes de visite aus seinem Atelier mit der Nennung dieses Titels nicht vor 1870 entstanden sein. Umgekehrt müssen seine Fotografien ohne diesen Titel zwischen 1867 – dem Jahr der Ateliergründung – und 1870 datiert werden.

Im Zuge der Aktualisierung der genannten Informationen auf dem Revers änderte sich häufig auch das Layout der Rückseiten (Art und Farbe der Schrift, Anordnung von Schrift und Bild). Zudem war die Farbe des Untersatzkartons selbst Änderung unterworfen (in den 1860er Jahren vorwiegend gelbbräunlich „chamois“, ab der Wende zu den 1870er Jahren gelb, weiß u. a.), ebenso wie etwa die Form (Ecken spitz oder gerundet) oder die Stärke des Kartons (siehe Starl 2009, S. 27 f., Tabelle). Schließlich zeigt sich die Tendenz, dass die Rückseiten immer aufwendiger gestaltet und „voller“ wurden – die gesamte zu Verfügung stehende Fläche sollte genutzt werden; anders als die frühen Rückseiten aus der Zeit um 1860, als Name und Anschrift relativ klein und häufig zentriert auf der Mitte des Revers angebracht waren.

Ab der zweiten Hälfte der 1860er Jahre kamen Verzierungen etwa in Form von Allegorien, Utensilien des Fotografen oder Malers und ornamentalem Dekor in Mode (siehe Starl 2009, S. 44 f., Tabelle).

Ein weiterer Grund für die sich im Laufe der Zeit füllende Rückseite ist beispielsweise, dass die Anzahl der Medaillen zunahm und/oder die Adressangaben umfangreicher wurden.

Der Stellenwert der Untersatzkartongestaltung spiegelt sich auch in Werbeschaltungen von auf Fotografen-Equipment spezialisierten Firmen wider, die in fotografischer Fachzeitschriften überliefert sind: so beispielsweise die Anzeige von Karl Krziwanek in der Zeitschrift „Photographische Correspondez“ von 1868, ebenda 1873 von A. Moll, der „Visit-Cartons“ in unterschiedlichen Farben und Stärken anbietet. In der doppelseitigen Anzeige der lithografischen Anstalt von Haufler & Schmutterer werden eine Vielzahl an „Muster[n] von eleganten Vignetten für Fotografie Cartons“ beworben („Photographische Correspondez“ von 1875).

Die erste k.k. Hoffotografin Adele Perlmutter und das Atelier Adèle

Als Beispiel für eine derartige „Untersatzkarton-Chronologie“ sind hier die Cartes de visite der Fotografin Adele Perlmutter (1845-1941) zusammengestellt. Das Atelier wurde 1862 vom Vater Samuel eingerichtet und bestand bis 1938, als es aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten aufgegeben werden musste. Adele Perlmutter (verh. Heilpern) selbst war wohl bis in die (erste Hälfte der) 1880er Jahre als Fotografin aktiv, um das Geschäft schließlich an ihre Brüder abzugeben. Bis 1878 ist allein sie in „Lehmann's Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger von Wien“ unter „Geschäfts- und Gewerbetreibenden“ in der Rubrik „Photographen“ verzeichnet. Ihre Brüder Wilhelm (k.k. Hoffotograf ab 1880) und Max werden bei Lehmann 1876 unter „Nachweis der Einwohner von Wien“ (und nicht unter den Geschäfts- und Gewerbetreibenden) erstmals beide als Fotografen genannt und Wilhelm zudem als „Chef d. Hof-Fotogr. Ateliers „Adele“, Graben 19“.

1882 scheint Adele Perlmutter in der Kategorie „Photographen“ zum letzten Mal als „Hof-Fotografin“ auf; in den Lehmann Bänden der darauffolgenden Jahre gibt es nur mehr die männliche Form. Gleichzeitig ist sie 1882 zum letzten Mal mit dem vollen Namen „Perlmutter Adele“ in der Rubrik „Fotografen“ gelistet, wobei sich anders als in den Vorgängerbänden (und anders als bei den unterhalb genannten Brüdern) nunmehr der Verweis „siehe Adèle“ befindet und die Informationen zur Fotografin nicht mehr direkt hinter ihrem Namen stehen.

Wilhelm und Max scheinen ab dem Ende der 1870er Jahre eine immer wichtigere Rolle in den Ateliers zu spielen, bis schließlich Wilhelm, der sich ab 1894 nicht mehr Perlmutter, sondern Förster nennt, Alleininhaber wird (siehe vorletzte Abbildung dieses Beitrages, unten). Max widmet sich verstärkt reproduktionstechnischen Druckverfahren und gibt seine Tätigkeit im Fotoatelier Ende der 1890er Jahre auf (vgl. Lehmann 1900: letzte Nennung als Chef des Ateliers in der Wal(l)fischgasse 11; zu dieser Zeit betreibt er schon einige Jahre die Fotozinkografische Kunst-Anstalt im 3. Bezirk, Linke Bahng. 5). Wilhelms Nachfolger wird sein Sohn Ernst Förster. Bis zur erzwungenen Schließung 1938 trägt das Studio den Namen „Atelier Adèle“ (zu den einzelnen Personen siehe Albertina-Biobibliographie, Wikipediaeinträge zu „Adele Perlmutter“ und „Adèle (Fotoatelier)“).
 

Adele oder Max und Wilhelm?

Die Lehmann-Einträge bieten zwar Hinweise auf die Schaffenszeit von Adele Perlmutter und die zunehmende Bedeutung ihrer Brüder, es gibt aber keine (bekannten) Quellen, die explizit über ihr Ausscheiden aus dem Atelier berichten. Mit Hilfe der Rückseiten soll nicht nur datiert, sondern auch der Frage nachgegangen werden, ob sich das Wirken von Adele und die Ablöse durch ihre Brüder auf den Rückseiten widerspiegelt.

Die Rückseiten der Cartes de visite werden anhand der Adressen und Medaillen in eine chronologische Reihe gebracht. Die an der Vorderseite des Untersatzkartons befindlichen Jahreszahlen helfen, die zeitliche Einordnung zu bestätigen.

Der Fotografin wurden im Laufe ihrer Karriere sechs Medaillen verliehen, außerdem erhielt sie 1868 den Titel k.k. Hoffotografin.

1865
Verdienstmedaille der Internationalen Photographischen Ausstellung zu Berlin
1867
Silberne Medaille der Exposition Universelle de Paris
1867
Ehrenpreis des Volksfestes Linz, Silbermedaille
1868
Titel „k.k. Hoffotografin“
1868
Medaille der 2. Ausstellung Photographischer Arbeiten 1868, Hamburg
1873
Verdienstmedaille der Weltausstellung 1873 in Wien
1874
Prinz Albert Medaille, Annual International Exhibition of all Fine Arts Industries and Inventions London
Seit 1879
Bezeichnung „k. brasil. Hof-Fotografin“ (vgl. Lehmann)

Die ersten Adressen finden sich im 2. Bezirk, vermutlich von Anfang an existierte das Atelier in der Praterstraße 18 / Hôtel de l'Europe (= Leopoldstadt 527, Datei:Adressbuch Photographen.djvu – GenWiki (genealogy.net); Beispiele mit datierter Vorderseite ab 1862), bis etwa 1865 gibt es stattdessen zwischenzeitlich auch die Adresse Große Mohrengasse 12 (Beispiele mit datierter Vorderseite aus den Jahren 1864, 1865). Beispiele (im untersuchten Konvolut des WM) aus dem Jahr 1865 kommen sowohl mit der einen als auch der anderen Adresse vor.

Die Atelieranschrift Praterstraße 18 / Hôtel de l'Europe ändert sich vermutlich 1875 und wird zu Asperngasse (heute Aspernbrückengasse) 2, der Standort bleibt derselbe und besteht bis ca. 1885 (erste Nennung bei Lehmann 1876, datierter Untersatzkarton bereits von 1875; letzte Nennung 1885).

Die zweite wichtige Filiale mit der Adresse „Graben 19“ wird bei Lehmann erst 1874 erwähnt, die untersuchten Rückseiten zeichnen ein anderes Bild: So gibt es Fotografien, die auf der Vorderseite mit der Jahreszahl 1868 versehen sind, und auf der Rückseite neben dem in diesem Jahr verliehenen Titel k.k. Hoffotografin und der Abbildung des kaiserlichen Wappens bereits die Adresse „Stadt, Graben № 19, Hôtel Müller“ (nächstes Bild, links) aufweisen. 

Auch die Rückseiten, die vier Medaillen abbilden, eine Kombination, die zwischen 1868 und 1873 (?) vorkommt, nennen nicht nur die Adresse im zweiten, sondern auch die Adresse im ersten Bezirk (nächstes Bild, rechts).

Daher ist davon auszugehen, dass die Filiale am Graben bereits seit 1868 bestand. Seit den 1870er Jahren gibt es eine Zweigstelle in Bad Ischl, der genaue Zeitraum des Bestehens ist unbekannt (keine Nennung bei Lehmann; zum Beispiel auf Rückseite von: Inv. Nr. 138750 mit datierter Vorderseite 1875; siehe die letzten beiden Abbildungen, unten). In der Zeit um 1879 bis 1884 ist eine weitere Zweigstelle „im ehemaligen Thiergarten im Prater“ nachweisbar, die auf „Photographie hippique“ spezialisiert war (in diesem Zeitraum Nennung der Filiale bei Lehmann im „Handels- und Gewerbe-Adreßbuch“, als Leiter ist Max Perlmutter angegeben).

Folgt man den Lehmann-Einträgen wird die Asperngasse 2 Mitte der 1880er Jahre von der Wal(l)fischgasse abgelöst, zuerst auf Nummer 9, dann auf Nummer 11. 


1862-1865    
Wien, Leopoldstadt Nr. 527 (entspricht Praterstraße 18)
(Erwähnung in: Allgemeines Adress-Handbuch ausübender Photographen von Deutschland, den österr. Kaiserstaaten, der Schweiz und den Hauptstädten der angrenzenden Länder…, Leipzig [1863])
Leopoldstadt, Große Mohrengasse 12
1862-1876    
Praterstraße 18 / Hôtel de l'Europe
1868-1938    
Graben 19
1876-um 1885
Asperngasse 2 (heute Aspernbrückengasse) (entspricht Praterstraße 18) – s. Lehmann
Ab 1870er    
Filiale Ischl: „an der Traunbrücke vis à vis der Esplanade“
Franzensallee 10
1879-1884 (?)  
„Photographie hippique“ im „ehemaligen Thiergarten“ im Prater
Um 1886
Wal(l)fischgasse 9
1887-1899
Wal(l)fischgasse 11

Im Atelier in der Wal(l)fischgasse dürfte Adele nicht mehr tätig gewesen sein. Die Brüder haben sich die Zuständigkeiten für die Filialen aufgeteilt: Wilhelm am Graben und Max in der Wal(l)fischgasse. Diese Trennung scheint sich auch insofern auf den Rückseiten widerzuspiegeln, als dass nur die eine oder die andere Adresse angegeben ist.

Insgesamt scheint die Information auf dem Revers ab den 1880er Jahren stark reduziert worden zu sein, da außer dem Namen des Ateliers nur die Adresse abgedruckt ist. Ab etwa 1890 kam vermutlich die Telefonnummer auf der Rückseite hinzu (Lehmann 1890: erstmals bei der Filiale am Graben ein T[elephon] vermerkt) .

In die „Übergangszeit“, als Adele für das Atelier immer weniger greifbar wird, fällt eine Rückseitengestaltung, die wohl im Zeitraum 1879 bis 1884 (Anhaltspunkte: „Photographie hippique“ und Asperngasse 2) Verwendung fand und eine Reihe von Auszeichnungen nennt, die auf Wilhelm zu beziehen sind: So gewann er beispielsweise 1878 bei der Pariser Weltausstellung eine Goldmedaille oder bekam von Kaiser Franz Joseph (wann?) ein Verdienstkreuz verliehen (unterhalb des Doppeladlers und zwischen „K.K.HOF + ATELIER“ abgebildet). Neben dem Habsburgerwappen ist zudem links das königliche Wappen Großbritanniens zu sehen und rechts das Wappen des Kaiserreichs Brasilien – diese verweisen auf seine Titel k. brasil. Hof-Fotograf und königl. englischer Hof-Fotograf (Titelverleihung wann?), (siehe die erste Abbildung, oben).

Mit der gestiegenen Bedeutung der Brüder verschwanden die von der Schwester gewonnenen Medaillen von den Rückseiten, die sich wohl bis Ende der 1870er Jahre / um 1880 in immer dichter werdender Anordnung auf dem Revers befanden. Das späteste Beispiel einer Untersatzkartongestaltung, die Adeles Medaillen zeigt, aber sie nicht mehr explizit als Fotografin nennt, stammt den Medaillen und Adressen zufolge wohl aus der Zeit um 1875-1880.

Unklar ist, ob diese Kartongestaltung eine Zeit lang parallel mit der eben vorgestellten Rückseite verwendet oder von dieser abgelöst wurde. Definitiv stellt die Rückseite einen Wendepunkt dar: Bis Anfang/Mitte der 70er Jahre wird Adele auf der Rückseite explizit als k.k. Hof-Fotografin bezeichnet, was nunmehr durch k.k. Hof-Atelier ersetzt wird. Sukzessive verschwindet Adele Perlmutter und ihre fotografische Tätigkeit – zuerst von den Rückseiten und dann wohl auch aus den Ateliers.
 

Literatur (Auswahl):

Geschichte der Fotografie in Österreich, 2. Bände, hrsg. vom Verein zur Erarbeitung der Geschichte der Fotografie in Österreich, Ausst.-Kat., Bad Ischl 1983.
Timm Starl, Lexikon zur Fotografie in Österreich 1839 bis 1945, Wien 2005 (Biografien teilweise überholt).
Timm Starl, „Die Rückseite“. Fotokarten als Werbemittel der Atelierfotografen im 19. Jahrhundert, in: Fotogeschichte, Heft 2, 1981, S. 13-32.
Timm Starl, Bildbestimmung. Identifizierung und Datierung von Fotografien 1839 bis 1945, Marburg 2009.
Timm Starl, Frauenberuf und Liebhaberei. Fotografinnen in Österreich bis zum Ersten Weltkrieg, 2014, S. 1-11. (online verfügbar: http://timm-starl.at/download/Starl_Fotografinnen.pdf)
Vienna's shooting girls. Jüdische Fotografinnen aus Wien, hrsg. von Iris Meder, Andrea Winkelbauer, Ausst.-Kat., Wien 2012.
Bio-Bibliographie: https://sammlungenonline.albertina.at/biobibliographie/#69706bfc-6b86-4012-bf61-26ea080545e1
Wikipedia: Einträge zu „Adele Perlmutter“ und „Adèle (Fotoatelier)
Lehmann online: https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/titleinfo/2316398

Sophie Dieberger, Kunsthistorikerin. Im Rahmen des „Kulturerbe digital“-Projektes (2023-2024, Förderung: BMKÖS) im Wien Museum hat sie sich intensiv mit Fotografie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinandergesetzt. Weitere Tätigkeit in Forschungsprojekten an der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

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Richard Edl

hervorragende Recherche, Fotografiegeschichte/Fotograf*innengeschichte wird sichtbar