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Eva Derler, 11.7.2024

Internationale Filmproduktionen in Wien seit 2010

Kamera läuft, und bitte!

Vor 75 Jahren war das Wien der Nachkriegszeit Drehort des US-amerikanischen Filmklassikers „Der dritte Mann”. Der Film prägt das Image der Stadt bis heute. Wiens Beliebtheit als Filmkulisse ist seither ungebrochen. Heute sind es Filme mit Hollywood-Stars wie Jennifer Lawrence, Tom Cruise oder Ryan Reynolds, die hier spielen. Auf einer filmischen Suche nach Drehorten internationaler Produktionen der letzten 15 Jahre geht es einmal quer durch die Stadt.

Wie zu erwarten ist Wien aufgrund der geschichtsträchtigen Altstadt immer wieder Schauplatz internationaler Historienfilme. So auch in „Eine dunkle Begierde” (Originaltitel: „A Dangerous Method”), dem historischen Filmdrama von Regisseur David Cronenberg aus dem Jahr 2011. Die Handlung ist rund um den Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung und dessen Patientin Sabina Spielrein im beginnenden 20. Jahrhundert aufgebaut. Ein Teil der an Tatsachen angelehnten Geschichte spielt in Wien, speziell im 9. Bezirk rund um die Berggasse 19, Sigmund Freuds weltberühmter Wohnadresse, die als Schauplatz der Begegnung zwischen Jung und Freud dient. Die Ankunft von Carl Gustav Jung und seiner Frau Emma in Wien wurde in der Schreyvogelgasse auf der Mölkerbastei gedreht.

In „Eine dunkle Begierde” liefert aber vor allem ein Barockjuwel der Stadt Wien imposante Bilder als Drehort: Die Rede ist vom Schloss Belvedere. Hier spazieren Michael Fassbender als Carl Gustav Jung und Viggo Mortensen als Sigmund Freud durch die kunstvollen Gärten, das imposante Bauwerk im Rücken. An diesem Ort des historischen Wien unterhalten sie sich über die Psychoanalyse und Jungs Patientin Spielrein.

Aufsehen um die „Goldene Adele”

Eine bedeutende Rolle kommt dem Belvedere auch in „Die Frau in Gold” (Originaltitel: „Woman in Gold”) zu. Das US-amerikanische Drama aus dem Jahr 2015 widmet sich dem Restitutionsfall rund um das Klimt-Gemälde „Adele Bloch-Bauer I”. Basierend auf einer wahren Begebenheit kehrt Helen Mirren als Maria Altmann nach vielen Jahren des Lebens in den Vereinigten Staaten in ihre Geburtsstadt Wien zurück. Die Reise nach Wien ist für Altmann und ihren Anwalt E. Randol Schoenberg, gespielt von Ryan Reynolds, von besonderer Bedeutung. Denn sie will ihren Restitutionsanspruch auf Klimts Portrait ihrer Tante Adele Bloch-Bauer geltend machen. Das Bildnis wurde ihrer jüdischen Familie im Zweiten Weltkrieg vom NS-Regime geraubt und nach 1945 von der Republik Österreich nicht wieder zurückgegeben. Seinen Platz fand es für viele Jahre in der Österreichischen Galerie Belvedere. Das Schloss wurde damit zu einem essentiellen Drehort des Films.

In „Die Frau in Gold” gibt es immer wieder Rückblenden in Maria Altmanns junges Erwachsenenleben zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Felderstraße neben dem Rathaus diente dafür als Schauplatz eines Aufmarsches der Nationalsozialisten. Nicht unweit des Stephansdoms, in der Blutgasse und der Domgasse, werden im Film die Verfolgung, Drangsalierung und Beraubung der jüdischen Bevölkerung in den ersten Tagen des NS-Regimes dargestellt. Der Ausgangsort der Flucht von Maria Altmann aus Wien befindet sich in Wien-Neubau am St.-Ulrichs-Platz. Weitere Stationen davon wurden am beliebten Drehort Schreyvogelgasse sowie auf der Mölkerbastei gedreht. Das Mahnmal am Judenplatz, als Ort des Gedenkens, holt den Film wieder zurück aus der Vergangenheit ins Wien des 21. Jahrhunderts.

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Sehenswürdigkeiten durch die Kameralinse

Die große Rolle, die Wien in „Die Frau in Gold” zukommt, spiegelt sich auch in den vielen weiteren „typisch wienerischen” Drehorten in der Stadt wider. Hier darf natürlich auch das Riesenrad nicht fehlen: Maria Altmann und E. Randol Schoenberg verbringen die Pause der Restitutionsverhandlung auf der Kaiserwiese, das Wiener Wahrzeichen im Hintergrund. Als Ort der Restitutionskonferenz diente übrigens die Akademie der bildenden Künste als Drehort, außerdem wurde im Wiener Konzerthaus sowie bei der Staatsoper gefilmt.

Eine Runde um Wiens Innenstadt geht es in „360 - Jede Begegnung hat Folgen” aus dem Jahr 2011. Als freie Adaption von Arthur Schnitzlers „Reigen” spielt eine der Geschichten des Episodenfilms von Fernando Meirelles in Wien. Eine zufällige Begegnung führt die Filmfiguren Anna und Sergei vor dem Hotel „Le Meridien” direkt an der Ringstraße zusammen. Gemeinsam fahren die beiden die Ringstraße im verregneten Wien entlang, vorbei am Kunsthistorischen Museum und am Parlament. 

Im Visier der Spione

Doch Wien ist keinesfalls „nur” Schauplatz von Filmen mit historischem Hintergrund, wie die Filmproduktionen der letzten 15 Jahre beweisen: So wurde der Michaelerplatz zu einer Location in der Actionkomödie „Bad Spies”.  Darin werden Mila Kunis und Kate McKinnon (als Audrey und Morgan) nach Wien geschickt, um eine ominöse Trophäe einer Kontaktperson zu übergeben. Im Film von Susanna Fogel aus dem Jahr 2018 verläuft die Ankunft der beiden in Wien ziemlich klischeehaft. Staunend stehen die beiden jungen Frauen am Michaelerplatz und bewundern das kaiserliche Wien. 

Auch für die amerikanische Schauspielerin Jennifer Lawrence wurde der Michaelerplatz in eine Filmkulisse verwandelt. Im Spionagethriller „Red Sparrow”, ebenfalls aus dem Jahr 2018, eröffnet sie als Dominika Egorova hier ein Privatbank-Konto. In der Filmproduktion von Regisseur Francis Lawrence ist Wien allerdings nur ein Nebenschauplatz.

Richtige Action gab es im Jahr 2014 bei Dreharbeiten für „Mission: Impossible - Rogue Nation” rund um die Wiener Staatsoper. Ein Attentat auf den österreichischen Bundeskanzler während einer Turandot-Aufführung in der Staatsoper muss verhindert werden. Tom Cruise ist als Ethan Hunt zur Stelle. Es kommt zu Verfolgungsjagden durch das gesamte Operngebäude und auf dessen Dach. Mit der von Rebecca Ferguson gespielten Agentin Ilsa Faust seilt sich Hunt schließlich vom Wiener Opernhaus ab. Die Weltpremiere des Films fand 2015 auch tatsächlich in der Wiener Staatsoper statt.

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Für den Actionfilm von Christopher McQuarrie wurde auch in Wiens U-Bahn gedreht. Die Schauplätze waren hierfür die U-Bahn-Stationen Schottenring und Karlsplatz. Eher untypische Drehorte wie diese führen nun weiter zu Locations abseits historischer Gebäudeensembles. 

Im zuvor bereits erwähnten Film „360 - Jede Begegnung hat Folgen” ist die Stadt Wien auch von einer ganz anderen Seite zu sehen. Die Storyline um die slowakischen Schwestern Mirka und Anna führt zum Busbahnhof Erdberg in Simmering. Von dort aus fahren die beiden am Beginn der Geschichte zurück in ihre Heimat. Auch als Ankunftsort in Wien fungiert der Busbahnhof.

Action auf der Donauplatte

Von seiner modernen Seite zeigt sich Wien im 2023 erschienenen „Tyler Rake: Extraction 2”. Dafür geht es nun einmal über die Donau zum DC-Tower in Wien-Donaustadt, dem Schauplatz des Actionfilms von Sam Hargrave. Eine georgische Mutter mit ihren zwei Kindern findet hier Zuflucht, nachdem sie von Tyler Rake, gespielt von Chris Hemsworth, aus einem Gefängnis krimineller Banden gerettet wurde. Diese erfahren vom Aufenthaltsort der Familie und bald schon ist das Hochhaus umringt von Scharfschützen und Polizisten. Rund um den Donaucity-Tower kommt es zu spektakulären Stunts und Kampfszenen, inklusive Hubschrauberabsturz.

Es sind also längst nicht nur die altbekannten Sehenswürdigkeiten der Altstadt, die in Filmproduktionen der letzten 15 Jahre überzeugen. Doch noch einmal zurück zum eingangs erwähnten Filmklassiker „Der dritte Mann”. Es war das Jahr 1949, als es das Wien der Nachkriegszeit bis nach Amerika schaffte. Die teils noch vom Krieg zerstörte Innenstadt diente mit dem Josefsplatz und der Schreyvogelgasse als Drehort. Auch die Szenen im Prater rund um das Riesenrad und im Zentralfriedhof charakterisierten das Bild Wiens. Im Gedächtnis blieb die Verfolgungsjagd in den Gängen der Kanalisation unter der Stadt. Trotz des Welterfolgs von „Der dritte Mann” erfreute sich der Film Noir in Wien zunächst nur geringer Beliebtheit. Vielleicht wollten die Wienerinnen und Wiener das zerstörte Wien nicht auch noch im Film sehen. Dennoch hinterließ der Film in Wien Spuren wie kein anderer. Das „Dritte Mann Museum” ist weltweit das einzige seiner Art, das sich einem einzigen Film widmet. „Dritte Mann Touren” führen durch die Stadt und ihren Untergrund auf den Spuren des Protagonisten Harry Lime – und die Originalfassung des Films ist heute noch regelmäßig im Burgkino zu sehen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Kooperation mit der FH Joanneum, Studiengang Journalismus und Public Relations. Studierende haben im Frühjahr 2024 die neue Dauerausstellung des Wien Museums besucht und danach – von einzelnen Objekten oder Themen ausgehend – Beiträge für das Wien Museum Magazin konzipiert, recherchiert und geschrieben. In diesem Fall war es das Filmplakat zu „Der Dritte Mann“ der Ausgangspunkt für das vorliegende Thema.

Eva Derler studiert Journalismus und Public Relations an der FH Joanneum in Graz. Ihr vielseitiges Interesse reicht von Geschichte und Politik bis hin zu Kunst und Kultur. Besonders spannend findet sie das Erkunden von Stadtgeschichte(n). In ihrer Freizeit ist sie meist musikalisch unterwegs und spielt Klarinette.

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Kommentare

Fritz Zeilinger

Auch kleine Gassen in Vororten kamen in Filmen vor, wie z. B. im Bockerer II die Degengasse im 16. Bezirk, in der ein altes Geschäftsportal "Matjegowski" offensichtlich den Regisseur Antel angesprochen hatte. Allenfalls spielte für die Wahl dieses Drehorts auch eine Rolle, dass der Filmproduzent Norbert Blecha sein Büro gleich ums Eck hatte.