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Andreas Winkel, 15.9.2022

Leopold Kupelwiesers Geschäftsschild der Apotheke zur goldenen Krone

Ein Wiener Original und seine Kopie

In der Himmelpfortgasse konnte man bis vor kurzem ein Geschäftsschild bewundern, dessen Vorlage Leopold Kupelwieser 1826 für die Apotheke zur goldenen Krone gemalt hatte. Das Geschäftsschild hatte eine bewegte Geschichte, das Originalbild befindet sich seit mehr als 120 Jahren in Familienbesitz und wird hier mutmaßlich erstmals publiziert.

Seit jeher waren gerade die Geschäftslokale der Wiener Apotheken auch Orte kunsthandwerklicher und künstlerischer Gestaltung. Die Offizin war im Regelfall durch kunstvoll getischlerte Schränke und Regale ausgestattet und auch über das Mobiliar hinausgehende Ausstattungsstücke, wie im Inneren oder am Äußeren der Lokale angebrachte Geschäftsschilder, gehörten hier länger als in anderen Branchen zum guten Ton. In einigen Fällen, wie etwa der Apotheke zum römischen Kaiser in der Wollzeile, kommt ein Apothekenbesuch in Wien deshalb noch heute einer kunsthistorischen Exkursion gleich.

Nicht weit entfernt, in der Himmelpfortgasse 7, befindet sich die Apotheke zur goldenen Krone, die zu den ältesten Apotheken Wiens gehört (gegründet im 14. Jahrhundert, 1611 erstmals „zur goldenen Krone“ genannt). Auch hier trifft man in der Offizin noch auf eine bemerkenswerte historische Ausstattung, die ursprünglich 1903 für das damals neu bezogene Geschäftslokal in der Himmelpfortgasse 14 hergestellt und jüngst an die jetzige Adresse transferiert worden ist. Sie besteht aus einem zeittypischen Apothekenschrank, dessen Aufsätze durch Säulen mit korinthischen Kapitellen gegliedert werden und der womöglich von der k. u. k. Hof-Bau- und Kunsttischlerei J. W. Müller stammt. Außerdem findet sich hier eine prominent situierte Gipsbüste, durch deren Aufstellung 1903 dem Pharmazeuten und ehemaligen Besitzer der Apotheke Anton Schürer von Waldheim (1830–1899) ein Andenken gesetzt wurde. Er galt schon zu Lebzeiten als einer der bekanntesten und herausragendsten Pharmazeuten Österreichs, war aber auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Das „American Journal of Pharmacy“ bezeichnete ihn in einem Nachruf als „most prominent representative of Austrian pharmacy“.

Ein Apotheker wird geehrt

Die Büste Waldheims stammt aus der Hand des Bildhauers Edmund Hellmer, von dem etwa so prominente Werke wie das Johann-Strauß-Denkmal im Stadtpark oder der Wandbrunnen „Die Macht zu Lande“ am Michaelertrakt der Hofburg stammen. Sie ist seitlich mit „E Hellmer 894“ bezeichnet und darf als Modell für eine ebenfalls von Hellmer geschaffene Marmorbüste gelten. Diese Marmorbüste wurde Anton von Waldheim am 17. Februar 1895 anlässlich seines 25-jährigen Gremialvorsteher-Jubiläums im Museumssaal des Österreichischen Apotheker-Vereines in der Spitalgasse 31 in einer Festsitzung überreicht. In weiterer Folge wurde die Büste sowohl in der Jahresausstellung des Künstlerhauses von 1895 als auch im Pavillon der Wohlfahrts-Ausstellung im Rahmen der „Kaiser-Jubiläumsausstellung“ von 1898 gezeigt. Dem Künstler brachte sie 1895 die Protector-Medaille ein.

Bei der Zeremonie vom 17. Februar kündigte das Apothekergremium an, sich als Zeichen der hohen Wertschätzung Waldheims von der Büste eine Kopie für die eigenen Räumlichkeiten in der Spitalgasse 31 anfertigen zu lassen, ob dies jedoch tatsächlich geschah, ist nicht bekannt. Jene Büste, die eine 1911 publizierte Fotografie auf einem Sockel in der Raumecke der Nahrungsmittel-Untersuchungsanstalt zeigt, könnte tatsächlich mit dem Original ident sein, denn in der 1930 erschienenen „Geschichte des Apothekergremiums“ von Leopold Hochberger wird berichtet, dass die Marmorbüste von der Familie nach dem Ableben Waldheims dem Gremium geschenkt worden und, nachdem sie einige Jahre im Museumssaal des alten Vereinshauses aufgestellt worden war, in das Vorstandzimmer des Haupt-Gremiums gekommen sei. Über den weiteren Verbleib der Büste ist derzeit nichts bekannt. Edmund Hellmer aber dürfte sein Werk jedenfalls noch Jahrzehnte nach seiner Herstellung hoch geschätzt haben: auf einer Fotografie von 1923, die ihn in seinem Atelier vor einer Reihe ausgewählter Arbeiten zeigt, lässt sich links im Hintergrund eindeutig die Büste Waldheims – ob im für diesen Zweck herbeigeschafften Original oder in Kopie – identifizieren.

Die goldene Krone im Trattnerhof und ihre Ausstattung von 1826

Diese Hinweise zu der heute in der Offizin zu besichtigenden Gipsbüste Antons sind hier nicht nur Randnotiz, denn dem Namen Schürer von Waldheim kommt auch in unserem Zusammenhang direkte Bedeutung zu. Antons Vater, Karl Schürer von Waldheim (1798–1856), gab nämlich jenes Geschäftsschild in Auftrag, das hier im Fokus steht. Die Apotheke zur goldenen Krone lag ursprünglich im sogenannten Apothekenviertel (Bereich Graben / Stock-im-Eisen-Platz / Stephansplatz / Rotenturmstraße), wo besonders viele Apotheken ansässig waren. 1776 übersiedelt sie nach einem Zwischenspiel im Elefantenhaus am Graben in den eben fertig gestellten Trattnerhof, wo sie 1821 von Karl Schürer von Waldheim erworben wurde. Mit ihm begann der fast hundertjährige Familienbesitz der Schürer von Waldheim an der Apotheke, wonach sie im frühen 20. Jahrhundert auch als „Anton-von-Waldheim-Apotheke“ bekannt geworden ist. Mit Karl Schürer von Waldheim beginnt aber auch die Überlieferungsgeschichte bezüglich der Ausstattung der Apotheke: 1826 ließ er die Offizin im Trattnerhof innen und außen neu einrichten und beauftragte in diesem Zusammenhang auch das Geschäftsschild bei Leopold Kupelwieser. Dieses Bild sollte in weiterer Folge – ganz typisch für ein Alt-Wiener Ladenschild – fast alle Umzüge der Apotheke mitmachen.

Ein „meisterhaftes“ Geschäftsschild

Nach Felix Czeike dürfte die Apotheke zur goldenen Krone im alten Trattnerhof in denselben Lokalitäten situiert gewesen sein, in denen ab Mai 1909 bis zum Abbruch des Hauses 1911 auch die Apotheke zum schwarzen Bären eingemietet war. Historische Fotografien zeigen, dass sich diese Apotheke rechts des linken Portals des alten Trattnerhofes befand. Karl Schürer von Waldheim ließ dieses Geschäftslokal 1826 innen und außen völlig neu ausstatten, wobei die architektonische Gestaltung des Lokalvorbaus – d. h. der hölzerne Ladenvorbau – bei dem in einem Pressebericht nur unvollständig genannten und bis jetzt nicht identifizierten „B. M…l“ lag, die Ausführung des in der Mitte des Vorbaus zwischen zwei Portalen angebrachten Tobiasbildes bei Kupelwieser und die Ausführung zweier wohl auf dem Glas der Oberlichten gemalter Büsten bei dem früh verstorbenen Wiener Porträt- und Landschaftsmaler Joseph Bayer (1804–1831). Der Aufwand war also jedenfalls beachtlich. Die architektonische Gestaltung des Äußeren hatte „griechisch-ägyptischen Charakter“, ahmte in der Lackierung des Holzes Lapislazuli nach und wurde nach oben hin von einer auf einem roten Polster liegenden goldenen Krone abgeschlossen. Im Inneren waren die Wände und die Decke blau bemalt und mit Sternen geschmückt, an den Wänden befanden sich weitere Gemälde. Die Apothekerkästen waren schwarz lackiert, mit Hieroglyphen geschmückt und auf Emailplättchen beschriftet. Die „Wiener Theater-Zeitung“ vom 7. Oktober 1826, der diese Informationen zu entnehmen sind, nannte das Ladenschild von Kupelwieser „meisterhaft gelungen“.

Leopold Kupelwieser (1796–1862) war einer der maßgeblichen Akteure in der Entwicklung der Geschäftsschildermalerei ab den 1820er Jahren. Nach seiner Rückkehr von einer mehrjährigen Italienreise im Jahr 1825 malte er mehrere Ladenschilder, wie etwa die „schöne Schäferin“ für die Tuchhandlung Hardt von 1830, die er schon 1843 wieder in eigenen Besitz übernahm und im Geschäft durch eine zweite Version ersetzte. Solche Aufträge waren nicht nur finanziell interessant (Kupelwieser verrechnete 200 Gulden für das hier in Frage stehende Apothekenschild, für Porträts nahm er im selben Jahr zwischen 60 und 80 Gulden), sondern boten, wie sich Kupelwiesers Frau später erinnerte, „fast die einzige Gelegenheit für Künstler, etwas anderes als Portrette zu machen“. Während manch anderer Maler ungern an in jungen Jahren geschaffenen Ladenschilder erinnert wurde, hatte Kupelwieser keinen Grund für eine solche Kindesweglegung. In einem im „Fremden-Blatt“ erschienenen Nachruf werden seine die Formgelegenheit Ladenschild neu definierenden Bilder aus dieser Zeit als „Epoche machend“ beschrieben und ein anderer Nachruf weiß zu berichten, dass das Bild der Apotheke zur goldenen Krone lange Zeit „die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden“ erregte. 1854 bemerkte Anton Perger in seinem Buch über die Kunstschätze Wiens sogar, dass „oft ganze Scharen vor dem Bilde standen“ und Wilhelm Kisch berichtete schließlich, dass die Apotheke zur goldenen Krone auch den Namen „zum Tobias“ angenommen habe (Die alten Strassen und Plaetze Wien’s…, 1883). Tatsächlich blieb das Bild, für das auch Vorstudien aus Kupelwiesers Hand überliefert sind, in seiner Wahrnehmung aufgrund seiner künstlerischen Qualität in weiterer Folge nicht auf den funktionalen Zusammenhang der Auslage der Apotheke beschränkt, sondern wurde auch in Ausstellungen gezeigt: so war es nicht nur in der „Historischen Ausstellung der Akademie der bildenden Künste“ von 1877, sondern auch in der „Schubert-Ausstellung“ von 1897 neben anderen Bildern von Kupelwieser zu sehen.

Schon am Graben zog Kupelwiesers Bild früh die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, ja, es dürfte zu den bekanntesten Geschäftsschildern Wiens gehört haben. In einer Aufzählung des Berliners Adolf Glaßbrenner von 1836 etwa wurde es genannt: „Vor jener Apotheke werden dem Tobias die Augen ausgewischt; ein Advokat betrachtet das Bild, mit vieler Theilnahme.“ Gemeint ist die Heilung des blinden Tobit durch seinen Sohn Tobias, ein für eine Apotheke inhaltlich passendes Thema (dass Glaßbrenner von der Heilung des Tobias spricht, ist nicht falsch, da in der lateinischen Vulgata sowohl Vater und Sohn „Tobias“ genannt wurden). Die Geschichte Tobits wird im alttestamentlichen „Buch Tobit“ geschildert. Tobit, ein frommer und barmherziger Mann, erblindete, nachdem er trotz Verbotes in Ninive einen Israeliten begraben und sich dann ausgeruht hatte: „Da ließen die Sperlinge ihren warmen Kot in meine offenen Augen fallen, und es bildeten sich weiße Flecke in meinen Augen.“ Angesichts seines nahenden Todes rief Tobit seinen Sohn Tobias zu sich und berichtete ihm von einem Vermögen, welches er in Medien holen sollte. Auf seiner Wanderschaft dorthin traf Tobias den Erzengel Raphael, der ihn unerkannt auf der Reise begleitete. In Tigris fing Tobias auf Geheiß Raphaels einen großen Fisch, dessen Innereien er wegen der heilenden Kräfte, die ihnen innewohnen, mitnehmen sollte. Nach der Rückkehr aus Medien heilte er seinen Vater mit der Galle des Fisches, indem er sie ihm nach Aufforderung durch Raphael auf die Augen strich. Diesen Moment der Heilung des blinden Tobit stellt das Bild Kupelwiesers dar. Der links sitzende Greis wird von seinem von rechts kommenden Sohn, hinter dem Raphael steht, behandelt, wobei im Hintergrund die in der Erzählung chronologisch früher stattfindende Szene, in der Tobias auf Geheiß Raphaels den Fisch fängt, simultan zu sehen ist.

Im Stil der Nazarener

Das Tobiasbild wurde in der Presse 1826 sowohl aufgrund seiner künstlerischen Qualität als auch aufgrund der dem Maler zugeschriebenen Themenwahl – ein religiöses Motiv anstatt eines Bezuges auf antike Themen – als eine „sehr erfreuliche Erscheinung im Gebiethe der heimischen Kunst“ gefeiert. „Möchten doch unserm wackern Kupelwieser, auf dessen reiches Talent wir mit Recht stolz seyn können, recht viele seiner Genossen folgen, möchte doch auch die Sculptur, anstatt Gebäude und Denkmähler mit Caryatiden, Genien, Säulenordnungen und Arabesken zu verzieren, wieder einmahl, wie sie es zur Zeit unserer Vorältern gethan, hiezu Bilder aus den heiligen Geschichten wählen, die unserem Herzen unendlich näher stehen, als jene Zierathen einer fremden, untergegangenen Zeit!“ Tatsächlich wurde Kupelwieser in weiterer Folge zu einem der wichtigsten Maler religiöser Themen in Wien. „Willig“, so beschrieb der Kunsthistoriker Eduard Hempel die Wirkung seiner Werke, „neigten sich vor seinen Bildern die Knie.“ Kupelwieser orientierte sich künstlerisch nach seiner italienischen Erfahrung nicht mehr am Wiener Klassizismus, sondern an der Malerei der Nazarener um Friedrich Overbeck, mit denen er in Italien in Kontakt gestanden hatte – gerade das Tobiasbild legt Zeugnis davon ab. Die Auseinandersetzung mit den alten Meistern vor allem des italienischen Quattrocento (etwa Fra Angelico) lässt sich gut in der erhaltenen Vorzeichnung in der Nationalbibliothek erschließen – der bildparallele figürliche Aufbau der Szene, der „liebliche“ Figurentypus bei Tobias und Raphael, der unmalerische, linienbetonte harte Stil und die architektonische Szenerie bezeugen die Nähe zur italienischen Frührenaissance gleichermaßen wie jene zur Kunst der Nazarener.

Die bewegte Geschichte des Tobiasbildes

Die Konkurrenz in unmittelbarer Nähe des Trattnerhofes veranlasste den Auftraggeber des Bildes Karl Schürer schon 1847, die Apotheke in das Haus Konskriptionsnummer Innere Stadt 954, heute Himmelpfortgasse 17, zu übersiedeln, wo sie 1856 von seinem Sohn Anton Schürer dem Älteren übernommen wurde. Zur Ausstattung dieses Lokals liegen uns bis auf Fotografien des Äußeren vom Ende des 19. Jahrhunderts keine Quellen vor. Wahrscheinlich zog die Apotheke 1847 in die Räumlichkeiten links des Hausportals. Das Tobiasbild dürfte seit damals mittig zwischen Fenster und Eingangstür zur Gasse hin montiert gewesen sein, wie noch auf einer Fotografie vom Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen ist. Der auf der Fotografie rechts des Hauseinganges zu sehende Teil der Apotheke mit der Darstellung einer Hygiea dürfte auf eine nachweislich durch Anton Schürer 1856 vorgenommene Vergrößerung der Apotheke zurückzuführen sein.

In diesem Lokal blieb die Apotheke bis 1903. Damals übersiedelte Anton Schürer von Waldheim der Jüngere in die damals neu errichtete Himmelpfortgasse 14, und wiederum wanderte das Geschäftsschild mit. Eine Mitte der 1920er Jahre entstandene Fotografie der Apotheke mit Belegschaft zeigt das Bild rechts der Eingangstür in den 1903 errichten Geschäftsvorbau integriert, und nur wenig später entstand eine Fotografie, deren Absicht offensichtlich hauptsächlich auf die Dokumentation des Gemäldes gerichtet ist. Von 1940 schließlich stammt eine Aufnahme im Archiv des Bundesdenkmalamtes, die das Bildfeld neben der Tür leer zeigt – damals wurde das Bild durch Karl J. Wundsam restauriert und unter Denkmalschutz gestellt, da es sich um eine Arbeit eines hervorragenden Künstlers handle und zu den wenig erhaltenen Geschäftsschildern aus dem frühen 19. Jahrhundert gehöre.

In den frühen 1970er Jahren wurde der Geschäftsvorbau von 1903 und durch einen neuen Vorbau ersetzt – bis vor kurzem präsentierte sich das Ladenschild in eben diesem Vorbau hinter Glas, nach dem Umzug in das neue Geschäftslokal in der Himmelpfortgasse 7 hat das großformatige Ladenschild keinen Platz mehr in der Offizin gefunden.

Kopie und Original

Wie bereits erwähnt, übernahm Kupelwieser sein 1830 gemaltes Ladenschild „Die schöne Schäferin“ für die Tuchhandlung Hardt 1843 wieder in eigenen Besitz und schuf eine zweite Variante für das Geschäft. Im Fall des Tobiasbildes waren es Kupelwiesers Nachfahren, die das Gemälde wieder in Familienbesitz brachten, wonach es in der Apotheke durch eine Kopie ersetzt wurde. Der genaue Zeitpunkt dieses Tausches ist nicht bekannt, doch erwähnte Adalbert Seligmann im „Monatsblatt des Altertumsvereines zu Wien“ von 1914/1916, dass das Bild „vor etwa 15 Jahren“ vom Sohn Kupelwiesers erworben worden sei und die Apotheke nun eine Kopie habe. Über den Zeitpunkt der Herstellung der Kopie ist damit jedoch noch nichts gesagt. Auf der oben gezeigten Fotografie der Himmelpfortgasse 17 ist das Bild offenbar ungeschützt am Äußeren montiert und in sichtlich schlechtem Zustand. Zweifelsohne jedoch ist dieses Bild ident mit jenem, das bis zuletzt in der Auslage angebracht war. So lässt sich vor allem gut erkennen, dass das auf der Fotografie zu sehende Bild ebenfalls auf einer zusammengesetzten Metalltafel gemalt worden ist (über dem Kopf des Erzengels Raphael verlaufende horizontale Anschlussfuge).

Nachdem das Original schon 1877 erstmals in einer Ausstellung präsentiert worden war, scheint es möglich, dass das Bild spätestens zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Apotheke gezeigt und dort durch die Kopie ersetzt worden ist. Möglich ist auch, dass das Bild schon vorher – etwa mit dem Umzug in die Himmelpfortgasse 17 – durch die Kopie ersetzt wurde. Anhand von im Bundesdenkmalamt befindlichen Messbildern aus den 1940er-Jahren lässt sich nämlich ablesen, dass das Original mit seiner Höhe von 260 cm an der auf der historischen Fotografie zu sehenden Stelle an der Himmelpfortgasse 17 kaum Platz gefunden haben dürfte. Während der Kopie die Ehre zukam, zum Denkmal erhoben zu werden, überdauerte das Original also mindestens die letzten 120 Jahre, vermutlich aber noch länger in Privatbesitz. An dieser Stelle kann es – wohl zum ersten Mal überhaupt – publiziert werden.

Der Autor dankt der Apotheke zum römischen Kaiser, der Apotheke zur goldenen Krone und Herrn Hans Kupelwieser für die Bereitstellung von Fotografien bzw. für die Publikationserlaubnis.

 

Literatur und Quellen (Auswahl):

Allgemeiner Österreichischer Apotheker-Verein 1861–1911. Beiträge zur Vereinsgeschichte anlässlich der Festfeier am 9. November 1911, hrsg. vom Allgemeinen Österreichischen Apotheker-Verein, Wien 1911

Apotheken-Local-Veränderungs-Anzeige der Apotheke zur goldenen Krone, in: Wiener Zeitung, 1. Oktober 1847, S. 2083

Apotheken-Uebernahm’s-Anzeige, in: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 9. Dezember 1856, S. 75

BDA, Archiv, Faszikel Himmelpfortgasse 14

Bousska, Hans Werner: Medizin in Wien. Spitäler und Apotheken im Wandel der Zeit, Erfurt 2022

Czeike, Felix: Geschichte der Wiener Apotheken (herausgegeben von Helga Czeike, Sabine Nikolay und Susanne Claudine Pils), Innsbruck-Wien-Bozen 2010, S. 122

Festsitzung des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, aus Anlass des 25jährigen Gremialvorsteher-Jubliäums des Herrn Anton von Waldheim, in: Zeitschrift des allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines 1895, S. 139-142

Feuchtmüller, Rupert: Leopold Kupelwieser und die Kunst der österreichischen Spätromantik, Wien 1970

Geschmackvolle innere und äußere Verzierung der Apotheke des Herrn Carl Schürer von Waldheim, zur goldenen Krone (auf dem Graben Nr. 618, im Trattner-Hofe, in Wien), in: Wiener Theater-Zeitung, 7. Oktober 1826, S. 487–488

Glaßbrenner, Adolf: Bilder und Träume aus Wien, Leipzig 1836, Band 1

Hempel, Eduard: Leopold Kupelwieser als Zeichner, in: Die graphischen Künste, 50. Jg., Wien 1927, S. 31–50

Hochberger, Leopold und Noggler, Joseph: Geschichte der Wiener Apotheken, Wien: Verlag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, Bd. 2, 1919

Hochberger, Leopold: Geschichte des Wiener Apotheker-Hauptgremiums, Wien 1930

K. K. Akademie der bildenden Künste: Katalog der historischen Kunst-Ausstellung 1877, Wien 1877, Kat.-Nr. 2829

Kisch, Wilhelm: Die alten Strassen und Plaetze Wien’s und ihre historisch interessanten Haeuser, Wien 1883, S. 460

Künstlerhaus, Katalog der XXIII. Jahres-Ausstellung in Wien, Wien 1895, Kat.-Nr. 44

Kunstnachrichten, in: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst, Montag, 16. Oktober 1826, S. 663–664

MA 37, Baupolizei, EZ 1173, 1. Bezirk, Bauakt

Nachruf auf Anton Schürer von Waldheim, in: American Journal of Pharmacy, Band 71, 1899, S. 510

Nachruf auf Anton Schürer von Waldheim, in: Zeitschrift des allgemeinen Österreichischen Apotheker-Vereines, 1899, S. 565–570

Nachruf auf Leopold Kupelwieser, in: Fremden-Blatt, 19. November 1862, S. 317

Nachruf auf Leopold Kupelwieser, in: Wiener Kirchenzeitung für Glauben, Wissen, Freiheit und Gesetz in der katholischen Kirche, 15. Jg., 1862, S. 766

Perger, Anton: Die Kunstschätze Wien’s in Stahlstich, Wien 1854

Reber, Burkhard, Gallerie hervorragender Therapeutiker und Pharmakognosten der Gegenwart = Galerie d’eminents therapeutistes et pharmacognostes contemporains, Genf 1897

Schubert-Ausstellung der K.K. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien: verbunden mit einer Ausstellung von Werken der Maler Moriz v. Schwind, Josef Danhauser und Leopold Kupelwieser, Wien (Künstlerhaus) 1897, Kat.-Nr. 719

Seligmann, Adalbert F., Kunst auf der Straße im alten Wien, in: Monatsblatt des Altertumsvereines zu Wien, 1914/1916, Nr. 3, S. 218-221

Von der Wohlfahrts-Ausstellung, in: Zeitschrift des allgemeinen österreichischen Apotheker-Vereines, 1898, S. 312-313

 

Die Vorstudien Kupelwiesers im Besitz des Niederösterreichischen Landesmuseums:

https://www.online.landessammlungen-noe.at/objects/95001/die-heilung-des-tobias?ctx=349b2cef9558a5899dcb191e028784f9451cb570&idx=0

https://www.online.landessammlungen-noe.at/objects/95002/die-heilung-des-tobias?ctx=349b2cef9558a5899dcb191e028784f9451cb570&idx=1

Andreas Winkel hat Kunstgeschichte in Wien und Dublin studiert; 2017/18 kuratorischer Assistent der Otto Wagner-Ausstellung im Wien Museum, seit 2019 Mitarbeiter der Online-Sammlung des Museums.

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