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Routenplaner: Street Art im 15. Bezirk
Bunt statt grau in Rudolfscrime
Der 15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus, oder ‘Rudolfscrime’, wie er oft liebevoll von den eigenen BewohnerInnen genannt wird, ist in der Wahrnehmung der WienerInnen oft zu unrecht unterrepräsentiert. Hier floriert die Street Art Szene, diverse Galerien und Ateliers prägen die lokale Kunst- und Kultur, Coworking-Spaces ziehen junge Leute an und kulinarisch findet man hier eine Auswahl an Küchen aus aller Welt. Das Areal rund um den Westbahnhof wandelt sich. Was früher als grau und einseitig galt, ist nun multikulturell, hip und bunt.
Dieser Spaziergang lehnt sich an den Street Art Wanderweg 1 von Vienna Murals an und soll dazu animieren, die Vielfalt und Schönheit dieses Bezirkes vor Ort selbst zu erkunden und einen Fokus auf Murals, also großflächige Street Art Werke zu legen. Da es in der Street Art Szene unüblich ist, Werke zu beschreiben oder stilistisch zu interpretieren, konzentrieren wir uns auf die KünstlerInnen und KuratorInnen, die für die Entstehung der Arbeiten verantwortlich sind und versuchen, diese an ihrem Standort einzuordnen.
1. Start/Ziel: Westbahnhof, Europaplatz 2/3
Wir starten am Westbahnhof, von wo aus die Route über die Äußere Mariahilfer Straße in versteckte kleine Gassen rund um das Bahnareal führt. Das erste Werk befindet sich hier am Aufgang der Stiegen zur BahnhofCity Wien West, an der Kreuzung von Gürtel und Äußerer Mariahilfer Straße. Hier hat der Künstler Sebastian Schager / artis.love zwei Lüftungsschächte in Zusammenarbeit mit der Europäischen Volksschule Goldschlagstraße, der Bezirksvorstehung Rudolfsheim-Fünfhaus, der ÖBB und dem Klimabündnis Österreich unter dem Motto ‘Klimaschutz ist wichtig’ gestaltet.
Das Gelände hier verändert sich seit einigen Jahren stark, aktuell baut hier ein Schwedisches Möbelgeschäft seine erste innerstädtische Filiale.
2. Mariahilfer Straße 137
Gegenüber auf der Mariahilfer Straße 137 befand sich bis vor kurzem, neben der bestehenden Filiale am Naschmarkt, noch die zweite Filiale des Wombat’s City Hostel Vienna (The Lounge). Auf einer Notausgangstür auf die Äußere Mariahilfer Straße blickend, findet man hier ein Werk von TONA, umgeben von unzähligen Tags, also Signaturkürzeln bzw. Schriftzügen einzelner Graffiti Writer. Das Hostel hat den Bezirk viele Jahre lang sehr geprägt und zum Entstehen unzähliger kleiner Lokale und Geschäfte mit Fokus auf junge Reisende beigetragen.
3. Grangasse 6
Ein weiterer ehemaliger Standort von diesem Hostel befindet sich in der Grangasse 6. Das Gebäude wird aktuell von der Caritas genutzt. Auf der Fassade hat Aldo Giannotti, kuratiert von KÖR, sich mit der Architektur des Hauses auseinandergesetzt und diese über eine mathematische Formel sichtbar gemacht.
An der Äußeren Mariahilfer Straße findet man unzählige kleine Fachgeschäfte, junge Gastronomiebetriebe mit Balkanküche, türkischer Küche, Bäckereien, Bierlokale und -Brauereien, sowie hier und da auch das eine oder andere alte leerstehende Geschäftslokal, das dem Viertel einen sehr urbanen, manchmal auch rauen Anstrich gibt. Dass Kunst Grätzel (re)-aktivieren kann, zeigt sich sehr gut am Beispiel der Reindorfgasse und Umgebung.
Galerien wie Improper Walls, sowie kleine spezialisierte Geschäfte prägen das Stadtbild. Kunst kann hier nicht nur in den Galerien, sondern auch auf der Straße erlebt werden.
4. Schwendergasse 2
Über die Arnsteingasse biegen wir gleich rechts in die Schwendergasse, wo sich die Rotating Wall ‘Schwendergasse Public Gallery’ befindet, eine Wand, die laufend kuratiert neu gestaltet wird. Im Zusammenschluss mehrerer Institutionen wurde diese bereits mehrfach neu bemalt, zuletzt im Rahmen des XX Art Flanerie Festival kuratiert von @janarnoldgallery, @improperwalls, in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Regierung von Katalonien in Mitteleuropa & Lluis Lipp sowie @b.murals & @_dreisechsfuenf.
Zurzeit findet man hier Werke von Miquel Wert, Ūla Šveikauskaitė, Friend, Linda Steiner, Btoy Und Tanja Taborin.
Von hier aus geht es links in die Reindorfgasse, eine der bekanntesten Straßen des 15. Bezirkes.
5. Reindorfgasse 42-44
An der Ecke zur Schwendergasse befindet sich das Geschäftslokal des ehemaligen Block 44 (heute eben44), dessen Dachvorsprung (nach oben schauen!), auf der Unterseite von Thiago Goms, Knarf und K.o.t. gestaltet wurde.
Gleich daneben befindet sich die Improper Walls Gallery, welche die Gasse und das Grätzl seit Jahren prägt. In den Frühlings- und Sommermonaten wird diese seit einigen Jahren auch von einem Parklet (Grätzloase) ergänzt, das auch immer wieder neu von KünstlerInnen gestaltet wird.
6. Reindorfgasse 25
In der Reindorfgasse findet man einige vertikal ausgerichtete Murals, die vormals graue Feuermauern zieren, u.a. von Nita. (kuratiert von Improper Walls), die Straße abwärts auch von Hnrx, Deadbeathero und Friend (gestaltet für Prime Tours).
7. Reindorfgasse 9
Einige weitere spezialisierte Geschäfte wie das Popsykkel haben Street Artists ihre Fassade zur Gestaltung überlassen, hier mit einem Werk von Linda Steiner.
8. Dadlergasse 11
Über den Sparkassaplatz, die Rauchfangkehrergasse, Kellinggasse und Grimmgasse kommen wir nun in die Dadlergasse, wo Sebastian Schager / Artis.Love ein Stencil-Kunstwerk für Calle Libre im Rahmen des Kommraus.Wien Festivals hinterlassen hat.
9. Schwendermarkt
Die Straße aufwärts biegen wir nun links auf den Schwendermarkt. Hier mischen sich Marktstände mit Gastronomie, auf einem Platz, der zwar an der Äußeren Mariahilfer Straße liegt, aber ein paar Meter abgesenkt ist und daher vom Straßenniveau nicht immer ganz gut sichtbar ist. Da sich der Markt aber keineswegs verstecken muss, haben einige KünstlerInnen diesen mit ihren Werken versehen, kuratiert von Improper Walls:
Hier befindet sich auch eine Wiener Wand, eine der legalen Flächen, wo Graffiti- und Street Artists legal malen können. Diese Wände findet man in der ganzen Stadt verteilt, gekennzeichnet durch das markante Taubensymbol. Die Werke auf diesen Wänden ändern sich laufend, daher ist es immer wieder spannend, diese zu besuchen und auch hier und da auch Artists beim Malen zuzuschauen.
10. Braunhirschenpark
Über die Dreihausgasse geht es zum Braunhirschenpark, der auch zwei großformatige Werke beherbergt, von Vera Primavera, entstanden im Rahmen des Calle Libre Festival For Urban Aesthetics 2017, sowie von Perk_Up und Janosch Feiertag, im Rahmen von Summertime in Rudolfscrime 2019, kuratiert von Improper Walls und GB*.
11. Jurekgasse 34
Wieder zurück auf Höhe des Schwendermarktes queren wir nun die Äußere Mariahilfer Straße in die Kauergasse, wo sich an der Ecke zur Jurekgasse ein Gebäude befindet, das auch den Coworking Space House Of Bandits beherbergt und im Rahmen des Calle Libre Festivals 2019 von Fitz Licuado aus Uruguay gestaltet wurde. Das Calle Libre - Festival for Urban Aesthetics findet jährlich Anfang August statt. Hier werden unzählige große kuratierte Wände von lokalen und internationalen Artists aus aller Welt gestaltet, ergänzt durch vielfältiges Rahmenprogramm, Workshops etc..
12. Felberstraße 114
Über die Avedikgasse und Linzer Straße geht es vorbei am Technischen Museum, durch die Bahnunterführung auf die Felberstraße und nun diese Richtung Osten nördlich des Westbahnhof Geländes entlang. Die Straße, die früher von Straßenstrich und grauen Häuserfronten geprägt war, wandelt sich in den letzten Jahren und wurde ebenfalls im Rahmen des Calle Libre Festivals von mehreren KünstlerInnen gestaltet.
Hier findet man Arbeiten von Deadbeat Hero, Moiz, Emanuel Jesse, Edward von Lõngus, Renacho Melgar, Jacoba Niepoort und Samelgreco.
13. Rustensteg
Über den Rustensteg, eine Brücke über die Gleise des Westbahnhofs mit spannendem Ausblick auf Zuggarnituren und tolle Architektur auf der einen Seite, sowie einem etwas finsteren Durchgang auf der anderen Seite, queren wir die Gleisanlagen zwei mal, um über die Schmelzbrücke wieder zurück auf die Felberstraße zu kommen. So bekommt man eine Vorstellung von der Dimension des Bahnhofsareals.
Die Felberstraße entlang nähern wir uns nun wieder dem Hauptgebäude des Westbahnhofes.
14. Felberstraße 1
Davor finden wir noch ein Werk von Cyrcle. und Gaia auf der Rückseite eines Parkhauses, kuratiert von Katrin-Sophie Dworczak im Rahmen des Cash, Cans & Candy Festivals, einem Projekt der Galerie Ernst Hilger.
Wo sich der Ausgangspunkt des Spazierganges befindet, endet dieser auch wieder – am Westbahnhof.
Start/Ziel:
1150, Westbahnhof
Europaplatz 2/3
Länge:
6,8 km
Dauer: ca. 2 Stunden
Öffentliche
Verkehrsmnittel:
keine Öffis benötigt
Google Maps:
Route online
Route und Beschreibung
PDF zum Ausdrucken
Weitere Street Art Wanderwege in Wien findet man hier: https://streetartbooks.eu/vienna
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Kommentare
Hallo - vielen Dank fürs Feedback und den Hinweis! Wird gleich korrigiert! Herzliche Grüße, Peter Stuiber (Wien Museum Magazin)
Der Street-Art-Spaziergang ist eine Spitzenidee. Leider führt der Link zum pdf-Ausdruck auf einen Literaturspaziergang (sicher auch interessant). Bitte korrigieren. Danke!