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Ausstellung Jens Fröberg
Malen, was einem am nächsten ist
Jens Fröbergs Bilder wirken weltabgewandt und geheimnisvoll – als hätten sie die Zeit überdauert, obwohl sie erst kürzlich entstanden sind. Die Pinselführung ist intensiv und die subtilen Farb- und Strukturverschiebungen werden durch viele einzelne Farbschichten herausgearbeitet. Mit ihren rauen Oberflächen und abgenutzten Kanten zeigen sie ihre verletzlichen Körper. Der Künstler setzt sich in seinen Arbeiten mit Kunstbewegungen wie Minimalismus und Farbfeldmalerei auseinander und sieht den Reiz darin, bestehende Ideen aufzubrechen und neue Situationen zu schaffen. Im Interview teilt Fröberg Gedanken zu Motivationen, Inspirationen und warum die Malerei kein Ende hat.
Was zeigst Du in der Wien Museum MUSA Startgalerie?
Gemälde, deren Inhalt sich zwischen Figuration, Abstraktion und Konzept bewegt.
Was sind Deine Absichten, Ideen und wie wählst Du Deine Motive und Themen aus?
Ich habe mal ein Zitat von einem Künstler gelesen, in dem er meinte, dass man sich am besten inspirieren lässt, wenn man das malt, was einem am nächsten ist. Für mich bedeutet das, dass es nicht wirklich wichtig ist, was das ist, sondern nur, dass man dem treu bleibt, was einen bewegt, was auch immer das ist. Ich habe für mich festgestellt, dass die meisten meiner Ideen durch Nachdenken, Lesen und Betrachten von Kunst entstehen. Ein Beispiel dafür ist das Gemälde Light on Monochrome, das gleichzeitig abstrakt und gegenständlich ist, da es den Lichteinfall auf ein monochromes Gemälde zeigt, was es in einen ganz anderen Kontext stellt als das rein abstrakte monochrome Gemälde, das in der Geschichte lange Zeit Thema war. Ich habe oft das Bedürfnis, einen Grund für etwas zu finden, sonst weiß ich einfach nicht, was ich tun soll. Aktuell arbeite ich an einer Serie, die mehr in Richtung Experimentieren geht: ich male, während Bands üben, zuletzt mit Libramar und vor ein paar Jahren mit Afuma.
Was interessiert Dich an der Malerei?
Die unendlichen Möglichkeiten, ein und dasselbe Motiv zu malen. Ein Baum kann im Laufe von mehreren hundert Jahren auf sehr unterschiedliche Weise gemalt werden, und doch ist es derselbe Baum. Das finde ich faszinierend. Dasselbe könnte man auch über geometrische Abstraktionen sagen. Auch wenn die Kunst von heute ganz anders aussieht als die von vor 100 Jahren, gibt es immer noch eine Brücke. Mich interessiert sowohl die Ähnlichkeit als auch der Unterschied. Wenn ich die Malerei mit der Schrift vergleiche, erscheinen mir die Worte so konkret, während die Malerei viel abstrakter wirkt. Und dann ist da noch der Aspekt, dass man ein Gemälde schnell in einem Augenblick sehen kann, aber wenn man länger bleibt und es sich wirklich ansieht, gibt es kein Ende. Man könnte eine ganze Ewigkeit damit verbringen, ein Bild zu betrachten, das Bild überlebt den Baum.
Wie hat sich Dein Stil im Laufe der Zeit verändert und entwickelt?
Ich habe lange damit gekämpft, nicht zu wissen, was ich malen will. Ich glaube, die Stimmung und die Farben sind mir im Laufe der Zeit erhalten geblieben, natürlich mit einigen Veränderungen, und ich wollte etwas machen, das zwischen der repräsentativen und der abstrakten Malerei liegt. Es gibt eine Theorie von David Galenson, die besagt, dass es zwei Arten von Künstlern gibt: konzeptionelle Innovatoren und kreative Innovatoren. Der erste Typus schafft schnell und einfach zu artikulierende Werke und erzielt schon in jungen Jahren revolutionäre Durchbrüche, während der zweite Typus oft Jahre braucht, um sein Werk durch Versuch und Irrtum zu entwickeln, wobei er nie einen klaren Weg findet, um herauszufinden, was genau er sagen will. Er neigt dazu, nie zufrieden zu sein, da er sich durch endlose Entwürfe arbeitet. Ich würde mich definitiv in die zweite Kategorie einordnen.
Was beeinflusst Dich, sowohl historisch als auch aktuell?
Ich weiß nicht genau, was meine Arbeit beeinflusst, aber ich fühle oft eine Verwandtschaft mit anderen schwedischen Malern. Ich glaube, dass Torsten Andersson, Åke Göransson und Evert Lundquist, um nur einige zu nennen, einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, der immer noch heutige Künstler*innen direkt und indirekt beeinflusst. Einige zeitgenössische schwedische Maler, deren Arbeiten mich inspirieren, sind Viktor Kopp, Felix Gmelin, Katarina Andersson und einige Freunde von mir wie Lucas Rahn und Nicklas Randau. Schon wenn man nach Dänemark fährt, ist die Kunst ganz anders als in Schweden und viel stärker vom deutschen Expressionismus beeinflusst. Daher glaube ich, dass die lokale Tradition zumindest für einige, mich eingeschlossen, der stärkste Einfluss ist. Aber es gibt auch nichtschwedische Einflüsse. Einige der Maler, die ich am meisten liebe, sind Frank Auerbach, Giorgio Morandi, Balthus, James Bishop, Cezanne, Albert Pinkham Ryder und Piero della Francesca. Ich denke oft an Helmut Federle, Suzan Frecon und Robert Ryman – die Liste ließe sich fortsetzen... aber im Grunde geht es um Kunst, die zum Minimalismus tendiert, ohne minimalistisch zu sein. Kürzlich habe ich mir die Arbeiten von RJ Messineo angesehen und fand sie sehr interessant. Ich mag auch die jüngsten Arbeiten von Tim Stoner. Ich habe bei ihm und anderen jüngeren Malern eine Tendenz festgestellt, den Einfluss der Moderne deutlicher und bodenständiger zu zeigen als in der Vergangenheit, und ich fühle mich damit verbunden.
Wo siehst Du Dich in 5 Jahren? Und gibt es einen Traum für Deine künstlerische Laufbahn, den Du gerne in Deinem Leben verwirklicht sehen würdest?
Ich versuche, in der Gegenwart zu bleiben. Ich habe natürlich Hoffnungen, aber ich behalte sie für mich.
Jens Fröberg geboren 1983 in Malmö/Schweden │ Akademie der bildenden Künste Wien (Erwin Bohatsch) │ Diplom 2017
Das Interview wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
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