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Regina Karner, 7.7.2021

Bademode für Damen – Teil 2

Vom Bikini zum Swimbody

Weniger ist mehr: Die Bademode sorgte immer wieder für gehörige Provokationen.  Neben Schnitt und Mustern spielen neue Materialien bis heute eine große Rolle.

Einteiler mit angeschnittenem Schößchen und großen Mustern aus Baumwolle und Leinen eroberten die Mode Ende der 1940er Jahre. Daneben sonnte man weiterhin im Zweiteiler mit taillenhohen Hosen. Im wahrsten Sinn des Wortes „wie eine Bombe“ schlug der von Louis Réard entworfene Bikini, bei der Präsentation im Pariser Nobelbad Molitor, ein.  Réard bezog sich bei der Namensgebung auf die amerikanischen Atombombenversuche im pazifischen Bikiniatoll 1946, die man damals mit den Attributen „sensationell“, „fortschrittlich“ und „aufregend“ versah. Dieser erste Bikini, ein äußerst knapper Zweiteiler mit einem Oberteil und Hose aus zwei kleinen Dreiecken, gehalten von dünnen Schnüren, entwickelten sich zum Aufreger der Saison. 

Unmittelbar nach seiner Präsentation sagten die Moralapostel und auch die Modejournale dem Bikini den Kampf an, was zu einem nahezu weltweitem Trageverbot des Bikinis an den Stränden und in den Bädern führte. 

Die Badeanzüge der 1950er Jahre gaben sich äußerst feminin, als Einteiler, trägerlos, corsageartig geschnitten und mit einem Schößchen versehen. Mit Hilfe von eingearbeiteten Stäbchen und Pölsterchen schufen sie eine volle Büste, eine schmale Taille und eine runde Hüftlinie. Die Büste wurde zusätzlich mit Rüschen, Raffungen und Drapierungen betont. Die Anzüge hergestellt aus Popeline (Baumwollstoff) oder Perlontaft, unifarben oder bunt gemustert. 

Teenager posierten in Badeanzügen mit Pumphöschen und Ballerinaröckchen. Swingerartige Bademäntel und Jacken aus bedrucktem Waffelfrottee, hochhackige Holz – und Korkpantoffel, breitkrempige Strohhüte und die Sonnenbrille ergänzten die Strandgarderobe.

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Bis 1957 bezeichneten konservative Kreise den Bikini als „unanständig“. (Das moderne Mädchen, 1957, Jg. 1-8, S. 17). Doch schon zwei Jahre später schlug die französische Vogue in ihrer Juni/Juli Ausgabe von 1959 den Bikini „für die Stunde des Bräunens“ vor.  

Der Tragekomfort der Badeanzüge verbesserte sich erheblich seit der Verwendung von pflegeleichten elastischen Synthetics, wie Trevira und Lycra in den 1960er Jahren. Zu den gängigsten Modellen zählten Einteiler mit quergestreiften Oberteilen mit Hüftgürteln. Steuerräder und Anker verzierten so manches Dekolleté. Nach 1965 kamen Badeanzüge mit Netzstoffen, Spitzen- und Lochmuster in Mode.

Leuchtende fröhliche Farben wie Gelb, Orange, Rot, Grün, Weiß und Blau zogen die Blicke auf sich. Vor allem auffallend wirkten die Badehauben mit bunten Gummiblüten und Gummirüschen.

Einen Anteil am Durchbruch und zur Akzeptanz des Bikinis schaffte eine der (laut Playboy) größten Sexgöttinnen des 20. Jahrhunderts: Ursula Andress als Honey Ryder im ersten James Bond Film. Dieser elfenbeinfarbene Bikini entpuppte sich zum meistkopierten Klassiker der Bademode.

Als „Shocking“ empfanden zahlreiche Menschen den 1964 von Rudi Gernreich entworfenen Monokini. Gernreich, ein 1938 von den Nazis aus Österreich Vertriebener, stieg zu einem der erfolgreichsten Modeschöpfer des 20.Jahrhunderts auf. Der von ihm kreierte „Oben-ohne“ Badeanzug bestand aus einer hochgeschnittenen Hose mit zwei Trägern und ließ die Brüste frei.

Musikalisch widmete sich der Song „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ dem Bikini und trug vielleicht ein wenig dazu bei, dass sich dieser Ende 1960 einer größeren weiblichen Anhängerschaft erfreute.

In den 1970er Jahren zeigten sich die Einteiler mit geometrischen und floralen Mustern in den verschiedensten Farben und teils extravaganten Schnitten mit tiefen V-Ausschnitten. Der Mini Bikini im Triangel Schnitt, vergleichbar mit dem „Urbikini“ war der letzte Schrei. 

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Wer auffallen wollte, häkelte sich seinen Bikini selbst.

Der 1972 auf den Markt gekommene Piz Buin Bikini aus sonnendurchlässigem Stoff versprach nahtlose Bräune mit einem Nachteil: er wurde im nassen Zustand durchsichtig. Zur Empörung führte das Ende 1970 erlaubte Oben – Ohne Baden. In Wien durfte man erstmals 1979 im Krapfenwaldl diese Freiheit nützen.

Die 1980er Jahre propagierten einen völlig neuen Körperkult. Die Zeitschriften publizierten durchtrainierte Körper, feste Brüste, schlanke Taillen und schmale Hüften in raffinierten Einteilern mit hochgeschnittenen Beinen aus hauchdünnem Lycra. Den hohen Beinausschnitt übernahm die Bademode vom griechischen Designer Nikolaos Apostopulus, der sie 1985 für Männerunterhosen entwarf. Badeanzüge in stromlinienförmigem Design, übernommen von den Schwimmwettkampfanzügen, erfreuten sich auch bei ambitionierten Amateurinnen großer Beliebtheit.

Neben diesen sportlichen Varianten sah man Frauen in eleganten Badeanzügen, unifarben oder mit abstraktem buntem Dekor bedruckt, mit geradem Beinabschluss, mit asymmetrisch oder mit trägerlosem, waagrechtem Dekolleté.

Wer es ein wenig glamourös wollte, trug Einteiler im Metallic-Look. Der Bikini verlor an Terrain. Erst gegen Ende der 1980er Jahre feierte er ein Comeback mit über der Taille endenden Bustiers und French Knickers. Der Label- und Designerkult machte auch vor der Bademode nicht halt. Das führte dazu, dass bekannte Designer den überaus profitablen Markt erkannten und eigene Bademodekollektionen entwarfen. 

Der athletisch geformte Körper war wie schon die Jahre vorher die Voraussetzung für die Bademode der 1990er Jahre. Atemberaubende Models mit scheinbar vollkommenen Bodymaßen lächelten in verführerischen Einteilern und sehr knappen Bikinis mit Beinausschnitten bis zu den Hüftknochen, erotisch mit tiefem Rückendekolleté aus schnell trocknenden High Tech Materialien von den Plakaten diverser Modelabels. 

Wer es verspielter wollte trug Einteiler mit leicht ausschwingenden Schößchen. 1998 kreierte Anne Cole den Tankini, ein ärmelloses meist hüftlanges Oberteil mit Hose. Er entwickelte sich bald zum Kassenschlager, da das Oberteil den Bauch lediglich umspielte und nicht einengte.

Zum Must Have wurden die Flip-Flops, Zehenstegsandalen aus Gummi oder Naturkautschuk.

Der nahtlose Swimbody von Wolford sorgt seit 2000 für Aufsehen. Er zeigt sich sowohl von femininen als auch sportlichen Seite. Weiterhin fashionable blieben Bikinis mit Bandeau und Push-Up Oberteilen.

Einige Jahre später kam der Trikini in Mode. Ein Badeanzug bestehend aus Oberteil und Hose, verbunden durch ein Stoffteil oder Schnüren, den Bauchnabel verdeckend.  2011 kamen die ersten recycelten Badeanzüge und Bikinis aus alten Nylonfischernetzen und 2018 Bikinis aus alten Plastikflaschen auf den Markt.

Aktuell kann jede Frau aus einem grenzenlosen Angebot wählen:  von einteiligen Badeanzügen mit und ohne Bügel, mit geraden, runden und tiefen schmalen V-Ausschnitten, mit verschieden breiten Trägern, mit Neckholderverschluss und mit Cut-Outs, sowie hohen und klassischen Beinausschnitten, bis zu Bikinis mit Push-ups, Balconette, Triangel, Bandeau, Neckholder Oberteilen und Hosen in Hipster, Panty, Hot-Pants und Tanga Schnitt, in verschiedenen Farben und Mustern.

Literatur:

Vogue Paris 1920 – 2020

Beate Berger: Bikini. Eine Enthüllungsgeschichte. Hamburg 2004

Ingrid Loschek: Mode im 20. Jahrhundert. Eine Kulturgeschichte unserer Zeit. München 1988

Werner Timm: Vom Bade Hemd zum Bikini. Bademoden und Badeleben im Wandel der Zeiten. Husum 2000

Barbara Vinken: Mode nach der Mode. Geist und Kleid am Ende des20. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1993

Regina Karner ist Modehistorikerin und war bis 2021 Leiterin der Modesammlung im Wien Museum. Forschungsschwerpunkte: Modegeschichte, Festkultur sowie Stadt- und Kulturgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.

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