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Baustellen-Update Dezember 2021
Ein heißer Herbst
Die Fortschritte auf der Baustelle waren in den vergangenen Wochen so sichtbar wie nie zuvor. Was war denn zuletzt die größte Herausforderung?
Es war ein heißer Herbst. Und die größte Herausforderung war eigentlich emotionaler Natur: Ob die Anlieferung und Montage des Fachwerks überhaupt so machbar ist, wie es geplant war, hat für angespannte Nerven gesorgt.
Erst als die ersten Teile in Wien waren, hat sich die Stimmung gelöst. Davor gab es immer wieder kurzfristig Unsicherheiten und Adaptierungen. Die Montage des Fachwerks, also der Grundstruktur für das neue Schwebegeschoß, hätte ja schon Ende August starten sollen.
Warum gab es Verzögerungen?
Das Fachwerk wurde im Stahlwerk Urbas in Völkermarkt produziert. Von Kärnten mussten die riesigen Einzelteile nach Wien geliefert werden. Aufgrund einer Baustelle war die geplante Route über die Südautobahn aber nicht für einen solch großen Sondertransport befahrbar. Also mussten wir über Slowenien ausweichen. Dort gab es aber ebenso eine Engstelle, weil auf der Autobahn ein Corona-Container aufgestellt war. Wir mussten direkt beim slowenischen Innenminister intervenieren, damit der Container umgestellt wird und der Transport vorbeikommen kann. Das alles war sehr nervenaufreibend und zeitaufwändig.
Unsicher war aber nicht nur der Zeitpunkt des Transports, sondern ob dann überhaupt ein entsprechender Kran zur Verfügung steht, um die Teile auf das Museum zu hieven. Denn es gibt nur wenige solcher Kräne, und die sind ziemlich ausgebucht, zum Beispiel für die Montage von Windrädern. Alle diese Themen haben uns und alle beteiligten Partner wie den Gerneralunternehmer oder die Projektsteuerung permanent auf Trab gehalten. Die Zusammenarbeit war trotz des hohen Drucks aber immer professionell, lösungsorientiert und voll Begeisterung für die Sache.
Wenn die Logistik von Kärnten schon eine solche Challenge ist, dann muss ja der Transport innerhalb der Stadtgrenzen ebenso ziemlich schwierig sein…
Die Teile wurden vor Wien gelagert, auf einem Platz bei der Shopping City Süd. In Wien können Sondertransporte nur zwischen 2 und 5 Uhr früh durchgeführt werden. Das war also das Zeitfenster, innerhalb dessen die Aktion stattfinden musste. Wir waren beide bei der Anlieferung der ersten Teile vor Ort dabei, um drei Uhr früh haben wir uns am Karlsplatz getroffen. Der Sondertransporter fuhr die abgesperrte Prinz-Eugen-Straße rückwärts hinunter, von Einsatzfahrzeugen begleitet… es war überwältigend! Die Organisation war jedenfalls derart souverän, dass man wirklich nur Respekt vor allen Beteiligten haben kann!
Salopp gefragt: Ist das für die Firmen nicht Alltag?
Unsere Baustelle ist für ein großes Bauunternehmen natürlich per se nichts Außergewöhnliches, das stimmt schon. Aber die Dimension des Stahlbaues ist schon beachtlich, vor allem an einem innerstädtischen Bauplatz. Das gilt übrigens auch für die Bohrpfähle, die für die Statik des neuen Geschoßes benötigt wurden. Das Bohrpfahlgerät oder der gewaltige Kran für das Fachwerk: Da musste wirklich Präzisionsarbeit in einem voll verbauten Gebiet geleistet werden. Aber selbst wenn alles perfekt geplant ist, gibt es Unsicherheitsfaktoren. An den Anlieferungstagen war es sehr windig. Beim Hinaufheben aufs Gebäude dann glücklicherweise nicht. Sonst hätte der 600-Tonnen-Kran mit dem Anheben der Teile, die selbst über 100 Tonnen wiegen, warten müssen...
Abgesehen vom Spektakulären: Was ist sonst noch auf der Baustelle passiert?
Am derzeitigen Bauabschnitt ist besonders spannend, dass man das geschoßweise Wachsen des Gebäudes beobachten kann. Während im Keller schon die Haustechnik eingebaut wird und die Werkstätten Gestalt annehmen, wird ganz oben die riesige Grundstruktur zusammengebaut wie beim Matador.
Die große Halle – das ehemalige Atrium – wird nach oben hin betoniert, auch das neue Stiegenhaus ist schon sichtbar. Und die Fenster wurden zuletzt eingebaut.
Das war für Betrachter von außen ein Riesenschritt, dass die Fenster wieder eingebaut wurden…
Auch wenn es natürlich neue Fenster sind. Denn die alten hätte man aus bauphysikalischen Gründen nicht mehr verwenden können. Für Laien wird aber kein Unterschied erkennbar sein, alles wurde ja in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt geplant.
Ist die Baustelle noch immer im Zeitplan?
Absolut, im Zeit- wie im Budgetplan. Wir haben uns von Covid und von den damit zusammenhängen Lieferengpässen nicht beeinflussen lassen. Aber es liegt noch einige Zeit vor uns, bis das Projekt abgeschlossen ist.
Was passiert bis diesen Sommer?
Bis Ende Juni müssen alle Rohbauarbeiten und alle Stahlbetonarbeiten fertig sein. Das neue Schwebegeschoß wird dann mit den Betonfertigelementen versehen sein: Das wird nach außen hin auch ein sehr sichtbarer Schritt sein. Ähnlich wie der Pavillon vor dem ehemaligen Eingang, der danach kommt. Die Fassade wird ab dem zweiten Quartal mit Natursteinplatten verkleidet, bis Ende 2022 sollten diese Arbeiten abgeschlossen sein.
Auf Social Media kursieren permanent Bilder von der Baustelle. Auf welches Motiv dürfen wir uns besonders freuen im nächsten halben Jahr?
Wahrscheinlich im Juli kommt der ca. 9 Meter lange Prater-Walfisch aus unserem Depot und wird mit einem Kran über das Museum gehoben. Er soll ja in der großen Halle der Dauerausstellung schweben. Aber bis der Wal seinen großen Auftritt hat, passieren tausend andere, weniger sichtbare Arbeiten, die genauso wichtig sind.
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