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Susanne Breuss, 3.12.2020

Der Krampus

Böse, wild und schaurig schön

Nur wenige brauchtümliche Figuren sind so negativ und ambivalent besetzt wie der Krampus. Heute lehnen ihn viele als Ausgeburt „schwarzer Pädagogik“ und als veraltete Männlichkeitsinszenierung ab. Andere sehen in ihm ein faszinierendes Symbol für gesellschaftlich Verdrängtes und Tabuisiertes.

Kulturhistorisch hat sich der Krampus als Gegenpol zum gütigen Nikolaus auf vielfältige Weise verewigt, und trotz aller Kritik ist das Krampus-Brauchtum bis heute lebendig.    

Abgesandter der Hölle

Der 6. Dezember als Gedenktag für den Heiligen Nikolaus spielt im Christentum eine wichtige Rolle und ist mit verschiedensten Bräuchen rund um seine Person verknüpft. Beim Einkehrbrauchtum, wenn also eine als Nikolaus verkleidete Person zu den Kindern ins Haus kommt, tritt der Heilige oft in Begleitung einer weiteren Figur auf. Diese ist in Österreich als Krampus (früher auch Grampus) bekannt, in manchen Gegenden war vom Bartl oder vom Klaubauf die Rede.

Dass es sich dabei ursprünglich um den Teufel handelte, verdeutlicht die im Rheinland gebräuchliche Bezeichnung Düvel, und auch das Aussehen der Krampusse erinnert an Teufelsdarstellungen. Das ungleiche Paar steht für die gegensätzlichen Prinzipien Gut und Böse: Der Nikolaus verkörpert als Abgesandter des Himmels die Lichtgestalt, sein von der Brauchforschung als Schreckgestalt kategorisierter Diener steht als Abgesandter der Hölle für das Dunkle.  

Herkunft und Geschichte des Krampusbrauchtums sind nicht eindeutig geklärt. Es gibt Hinweise für eine Entstehung Mitte des 17. Jahrhunderts im Zusammenhang mit den sogenannten Kinderbischöfen, einem seit dem Mittelalter ausgeübten Brauch, bei dem für einen Tag symbolisch die Macht des Abtes oder des Bürgermeisters an einen Kinderbischof abgegeben wurde. Er kehrte am Vorabend des Nikolausgedenktages bei den Kindern ein und tadelte oder lobte und beschenkte sie.

Mit der Einführung des Krampus als domestizierter und gebändigter Teufel, der den Nikolaus begleitet und von diesem unter Kontrolle gehalten wird, kam es zu einer klaren Arbeitsteilung: der Nikolaus gab fortan den „good cop“, während der Krampus die Rolle des „bad cop“ übernahm. Man kann allerdings nicht behaupten, dass letztere die undankbarere, unangenehmere und unbeliebtere gewesen wäre – überblickt man die Jahrhunderte, entsteht eher der gegenteilige Eindruck. 

Dass beim Krampus-Kostüm die Farben Schwarz und Rot dominieren, ist kein Zufall, denn das Böse manifestiert sich auch in der Farbsymbolik: Während der Heilige Nikolaus in die praktisch ausschließlich positiv besetzten Farben Gold (Reichtum, Glanz, Freiheit etc.) und Weiß (Licht, Unschuld, Reinheit, Anstand, Taufgnade etc.) gewandet ist, erscheint der Krampus in den Höllenfarben. Wobei Rot in seinen Bedeutungen grundsätzlich sehr ambivalent ist: Als Symbol für das Leben, für Blut, Macht, Liebe und Leidenschaft, aber auch Aggression und Gefahr, steht es in der christlichen Tradition für die Erlösung des Menschen durch das Leiden Christi und für Gnade und göttliche Liebe.

Es ist also kein Widerspruch, wenn es sowohl beim Krampus als auch – neben Weiß und Gold – beim Nikolaus auftaucht: Das Rot des Nikolaus verweist auf die positiven Werte dieser Farbe, das Krampus-Rot hingegen auf das Höllenfeuer und es unterstreicht hier das aggressiv-leidenschaftliche Auftreten der Figur (häufig offensiv sexualisiert gegenüber jungen Frauen). 

Für Wien gibt es bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende Quellen, die belegen, dass Krampus und Nikolaus gemeinsam in die Häuser gekommen sind (meist schon am Abend des 5. Dezember) und dabei das Verhalten der Kinder im vorangegangenen Jahr entweder belohnt oder bestraft haben. 1881 beschrieb die „Morgen-Post“ den typischen Ablauf des Brauchs, so wie er sich in nicht näher definierten früheren Zeiten gestaltete. Nachdem die Kinder schon die ganze Woche sehr brav waren, das aufzusagende Vaterunser und das Einmaleins perfekt auswendig gelernt und für die Bescherung sämtliche Schuhe und Stiefel des Haushalts zusammengerafft und zwischen die Fensterscheiben gestellt hatten, erwarteten sie in einer Mischung aus Vorfreude und Bangigkeit das Eintreffen der beiden.

Es erschienen sodann: „Eine stattliche Gestalt in geistlichem Gewande, mit wallendem weißen Barte, eine Bischofsmütze auf dem würdigen Haupte und einen vergoldeten Hirtenstab in der Hand […] gefolgt von einem Ungethüme, das halb einem Bären und halb einem Bocke glich, mit einem behörnten Kopfe, einer rothglühenden Zunge, die bis über die zottige Brust herabfiel, und rasselnder Kette und scharfer Birkenruthe in den Pfoten.“

Vor letzterem „fürchteten sich die Kinder sehr gewaltig, denn er schüttelte schier erschrecklich seine Ketten, fuchtelte grimmig mit der Ruthe herum und die große Butte auf seinem Rücken mochte wohl auch nichts Gutes bedeuten, doch der milde, freundliche Bischof, der heilige Nikolaus, beruhigte die Kleinen über den Krampus und ermuthigte sie durch gütige Ansprache.“ Dann mussten die Kinder ihr Wissen demonstrieren, ging es gut, tätschelte der Nikolaus zärtlich ihre Wangen und stellte eine Bescherung in Aussicht, ging es schlecht, drohte der Krampus mit seiner Rute und deutete auf die Butte, wo Platz genug für böse und faule Kinder wäre. Trotz aller Bedenken dem Krampus gegenüber galt der 5. Dezember bei den Kindern meist als ein bedeutender, freudenreicher und herbeigesehnter Tag, der sich noch bis in den nächsten Morgen verlängerte, wenn man die über Nacht in die Schuhe und Stiefel gesteckten Geschenke „ernten“ konnte.

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Gruppen von umherziehenden Krampussen traten vor allem in ländlichen Gegenden auf, teils auch in Schauläufen mit Publikum. Es finden sich allerdings auch für Wien immer wieder entsprechende Hinweise. So waren in der Zeit um 1900 in den Wiener Randbezirken ganze Rudel von Krampussen ohne Nikolaus-Begleitung unterwegs. Sie liefen in der ersten Dezemberwoche nach Einbruch der Dunkelheit von Haus zu Haus und erkundigten sich nach dem Betragen der Kinder. Gab es davon nichts Gutes zu berichten, traten sie ein, ansonsten begnügten sie sich vor der Tür mit einem Kettenrasseln als Mahngeste. Fallweise handelte es sich bei solchen Krampus-Rudeln um verkleidete Buben, die dann allerdings nicht in die Häuser kamen, sondern ihr Unwesen im Freien trieben – beobachtet beispielsweise in den 1970er Jahren auf den Grünflächen zwischen den Gemeindebauten im Wiener Stadtteil Strebersdorf, wo die Miniatur-Kramperln als lärmende und schlagende Horden auf die Passanten losgingen. Überliefert sind außerdem verschiedene Events mit größeren Krampusgruppen – beispielsweise veranstaltete 1925 ein Motorradfahrerverein eine Ausfahrt durch das nächtliche Wien, an der etwa 20 als Krampus verkleidete Mitglieder teilnahmen.  

Politik und Pädagogik

Indem der Krampus für das Böse, Bedrohliche und Hässliche steht, eignet sich sein Name natürlich bestens als Schimpfwort für missliebige und unansehnliche Personen. Diese Verwendung fand er beispielsweise im politischen Diskurs und in politischen Karikaturen, ganz unabhängig von der parteipolitischen Zugehörigkeit der solcherart Verunglimpften. In der Zwischenkriegszeit bezeichneten die Sozialdemokraten etwa Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel als Krampus und umgekehrt sprachen die Christlich-Sozialen vom „roten Schreckgespenst des Krampus“ und von roten Krampussen, die in Wien das ganze Jahr über herrschen. Schon der christlich-soziale Bürgermeister Karl Lueger wurde als Krampus dargestellt, so findet sich in den Sammlungen des Wien Museums eine entsprechende, vom Karikaturisten und Künstler Ernst Juch angefertigte Figur. Sogar Luegers Geliebte Marianne Beskiba sprach ihn – wohl eher neckisch – als Krampus an. Die auf das Krampusbrauchtum Bezug nehmende Redewendung „die Rute ins Fenster stellen“ taucht ebenfalls häufig in politischen Auseinandersetzungen auf.

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Noch stärker als im politischen Kontext war der Krampus als negativ konnotierte Figur aber lange Zeit in der Kindererziehung präsent, hier freilich nicht als Ausdruck der Beleidigung oder Gegnerschaft, sondern als Mittel der Drohung – ein anschauliches Beispiel dafür, dass Bräuche oft der sozialen Kontrolle dienen. Sowohl Nikolaus als auch Krampus waren und sind in einer – mittlerweile von vielen als sehr fragwürdig erachteten – pädagogischen Mission unterwegs.

Der Volkskundler Gustav Gugitz schrieb dazu 1907: „Wenig Pädagogen haben so viele Wunder der Erziehung erzielt als der hl. Nikolaus oder vielleicht nur sein getreuer Begleiter, der Knecht Rupprecht, in Österreich ‚Krampus‘ genannt, die freilich beide den ‚Edukationsbesen‘ zur Seite führen. Wenn alle häuslichen Erziehungsmittel fehlschlagen, kann der Hinweis auf den braven Bischof von Myrna […] auf manchen Rangen noch seine erfreuliche Wirkung hervorbringen“.

Kritik am einschüchternden Gebaren der Krampusse übten allerdings bereits die josephinischen Aufklärer. Grund dafür waren die derben Auswüchse, die das Brauchtum vielfach genommen hatte. Nach der Bescherung durch den Nikolaus war es offenbar üblich, dass allerlei für Kinder wenig passende „Späße“ getrieben wurden: Der Krampus tat so, als ob er die Bediensteten der aufgesuchten Familien oder auch die Kinder selbst mitnehmen würde, begleitet wurden derlei Aktionen von viel Gepolter und Geschrei. Wenig verwunderlich, dass das vor allem bei kleinen Kindern nicht gut ankam, während sich die Erwachsenen köstlich amüsierten.

In der Zwischenkriegszeit wurde vor allem von sozialdemokratischer Seite gefordert, mit dem „Krampusunfug“ endlich aufzuhören, da er die Kinder nur verschrecke, zu Unterwürfigkeit und Heuchelei erziehe und als Symbol für körperliche Gewalt dem modernen Erziehungsideal und Menschenbild zuwiderlaufe. So brachten die Publikationsorgane der Sozialdemokratie immer wieder Beiträge, in denen speziell die Mütter dazu aufgerufen wurden, auf solche Erziehungsmethoden zu verzichten. „Die Frau“ konstatierte 1929: „Eine klassenbewußte Parteigenossin schlägt ihre Kinder nicht, und schon aus diesem Grunde kann sie den Krampus nicht brauchen.“ Die Forderung lautete: „Die Wohnungen der sozialistischen Frauen sollen von nun an dem Krampus verschlossen sein.“ Im selben Jahr mahnte die „Arbeiter-Zeitung“: „Kein Sozialdemokrat wird den Krampus auf seine Kinder loslassen. Wir müssen lernen, alte Volksbräuche systematisch vom Standpunkt unserer Weltauffassung zu überprüfen“. Und „Die Frau“ meinte: „Wir müssen den Mut haben, gedankenlos übernommene Volksbräuche, eben unseres Klassenbewußtseins wegen, abzulehnen“.  

Da die eigene Verweigerungshaltung nicht ausreiche, wenn es in der Öffentlichkeit vor Krampusfiguren nur so wimmelt, müsse man den Kindern außerdem beibringen, über den Krampus zu lachen, ihn nicht ernst zu nehmen. Zu diesem Zweck wurde ein Theaterstück mit dem Titel „Kasperl und der Krampus“ angeboten, das mit der erfolgreichen Vertreibung des Krampus endete. Der Sozialdemokratie erschien aber nicht nur der Krampus als problematisch, auch der Nikolaus galt ihr vielfach als eine „höchst autoritative Figur“, auf die man in der Kindererziehung tunlichst verzichten solle (wobei das auch aus einer teils stark antiklerikalen Haltung der Partei resultierte).

Zweifelsohne verursachte das Krampus-Brauchtum immer wieder Angst und Schrecken (nicht nur bei Kindern, speziell bei Krampusläufen kommt es fallweise auch zu Gewalttätigkeiten gegenüber Erwachsenen). Es finden sich allerdings ebenso Hinweise dafür, dass die Kinder nicht zwangsläufig so unbedarft, naiv und leicht einzuschüchtern waren, wie man ihnen unterstellte. Sie begnügten sich nicht mit der passiven Opferrolle, sondern machten sich vielfach einen Spaß daraus, den Krampus auszutricksen oder zu verspotten, besonders dann, wenn sie die Stimme der hinter der Verkleidung versteckten Person erkennen konnten. Bereits im 19. Jahrhundert gab es Klagen von Erwachsenen, dass die Kinder sowohl Krampus als auch Nikolo nicht mehr ernst nehmen und jede Ehrfurcht vermissen lassen würden.

Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang eine 1925 in einem Kinderheim durchgeführte Aktion, bei der die Kinder nach dem Krampus-Besuch einen Aufsatz über dieses Ereignis schreiben mussten. Dabei kam unter anderem heraus, dass sich die Buben, die wegen schlimmen Betragens Schläge mit der Rute zu befürchten hatten, mit einer doppelten oder dreifachen Hosenschicht zur Dämpfung derselben vorbereiteten. Ansonsten vermitteln die Berichte hauptsächlich Vorfreude auf den Besuch von Nikolaus und Krampus, da die Kinder an diesem Abend nicht nur ein gutes Nachtmahl, sondern zusätzlich noch alle möglichen Näschereien als Geschenk erhielten (in ihrem Nikolosackerl befanden sich ein Gugelhupf, Zwetschken, Feigen, Äpfel, Bäckereien und Mohnkipferl). Vor allem für die Buben scheint die Konfrontation mit dem Krampus ein sehr willkommener Anlass für allerlei Schabernack und Mutproben gewesen sein.

Die Aufsätze erwecken jedenfalls nicht den Eindruck, dass die Kinder eingeschüchtert oder verängstigt gewesen wären, sondern zeugen eher von Abenteuerlust, vergnügt-aufgeregter Stimmung sowie Genugtuung, wenn man sich dem Krampus gegenüber strategisch geschickt zu verhalten wusste.   

Dekorations- und Konsumobjekte

Wie bei anderen Festen und brauchtümlichen Terminen des Kalenderjahres entwickelten sich auch rund um Nikolaus und Krampus entsprechende Konsumrituale. Bereits in den 1860er Jahren wurde von einem regelrechten „Krampusmarkt“ gesprochen, der sich spätestens in der ersten Dezemberwoche in den Geschäften und Auslagen der größeren Städte, namentlich in Wien, manifestiere. Nicht nur Nikolaus- und Krampusfiguren aus unterschiedlichsten Materialien, zum Verzehr oder nur zum Anschauen, waren bereits im 19. Jahrhundert in großer Zahl und in unterschiedlichsten Ausführungen käuflich zu erwerben.

Zudem wurden alle möglichen anderen Waren anlässlich dieses Festes als ideale Geschenke beworben und Nikolaus- sowie Krampusfiguren für Reklamezwecke eingesetzt. So war im Jahr 1843 auf einem Krampusmarkt zur Anlockung von Kundschaft eine kolossale Krampusfigur aufgestellt, die mit Hilfe mechanischer Vorrichtungen fürchterlich mit ihren Ketten rasselte und ihre Rute niederschlug – alle Aufmerksamkeit war ihr damit gewiss. Die früher sehr beliebten Schaufensterklopffiguren, die akustisch um Aufmerksamkeit heischten, gab es auch in der Krampus-Variante, zum Beispiel auf der Mariahilferstraße – sie schlugen mit ihrer Rute von innen an die Schaufensterscheibe, um Passanten zum Stehenbleiben und Schauen zu animieren. Dazu kamen noch einschlägige Grußkarten (für Erwachsene oft mit erotischen Motiven), Geschenksanhänger und verschiedenste Dekorationsgegenstände für den privaten wie für den gewerblichen Gebrauch sowie Zubehör für die Verkleidung.

1932 kritisierte die katholisch-konservative „Reichspost“, dass sich anlässlich des Nikolausfestes die Auslagen der Geschäfte vollgefüllt mit zahllosen Krampusfiguren präsentieren, so als ob es sich um das Krampusfest und nicht um das Nikolofest handeln würde: „Die Gestalt des freundlichen, kinderlieben Bischofs taucht kaum mehr irgendwo auf. Alles ist der Krampus. Eine geschmacklose Verzerrung einer alten, christlichen Sitte.“ Ähnliche Äußerungen finden sich auch in späteren Jahren und Jahrzehnten immer wieder.

Trotz aller an ihm geäußerten Kritik scheint vom schaurig-wilden Krampus insgesamt doch mehr Faszinationskraft ausgegangen zu sein als vom braven Nikolaus, sieht man einmal vom religiösen Kontext im engeren Sinn ab – ein Schicksal, das dieser Brauch mit etlichen anderen im Kern christlichen Festen teilt, denn sie unterliegen allesamt mehr oder weniger starken weltlichen und kommerziellen Überformungen, die sich nicht unbedingt mit den religiösen Ideen decken und häufig solchen Figuren zur Popularität verhelfen, die ursprünglich gar nicht im Zentrum standen.

Eine wichtige Rolle für den Zuspruch, den der Krampus bis heute erfährt, dürfte die Tatsache spielen, dass das Böse und Unheimliche vielen schlicht und einfach interessanter und aufregender erscheint, als das Gute. Zudem kann man über ihn beziehungsweise in seiner Verkleidung alles Mögliche ausdrücken und ausleben, das sonst verpönt ist, ähnlich wie im Fasching oder beim Perchtenbrauchtum. Dabei handelt es sich auch um die Ritualisierung von Aggression, wodurch diese in vergleichsweise geregelte Bahnen gelenkt und damit kontrollierbarer gemacht wird. Außerdem basieren sowohl religiöse als auch gesellschaftliche Grundprinzipien häufig auf der Dichotomie von Gut und Böse – zur Veranschaulichung solcher Systeme ist die böse Figur unverzichtbar.    

Susanne Breuss studierte Europäische Ethnologie, Geschichte, Philosophie und Soziologie an der Universität Wien und an der TU Darmstadt und war von 2004 bis 2023 Kuratorin im Wien Museum. Sie unterrichtet an der Universität Wien und schrieb für die Wiener Zeitung. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen historische und gegenwärtige Alltagskulturen sowie museologische Fragen. 

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Kommentare

Karla Blome

Liebe Frau Breuss, vielen Dank für den interessanten Artikel!

Margit Jäger

Großartig!!!
Beitrag ging wieder in die weite Welt, zu Ausland-Österreichern und Freunden.
Danke

elsa prochazka

liebe Frau Breuss,
ein lebender Krampus meiner Kindheit war nie ein Schreckgespenst , da ich immer die Personen aus der Familie samt räudiger alter Pelzmäntel erkannte ..und eher eine Lachnummer..

als sehr deutliche Erinnerung habe ich im Gedächtnis ( oder ist das heute noch so ?)
dass die Auslagen der Palmers Wäschegeschäfte im Wien der 70er Jahre immer mit
roter und schwarzer „Reizwäsche“ dekoriert waren und meine Tante von ihren Bürokollegen anzügliche „ Krampuskarten“ bekam.

In Mittelschulzeiten waren „Krampuskränzchen“ auch stark mit entsprechenden „Erwartungen“ aufgeladen .
Jedenfalls wurde in Wien Krampus intensiv gefeiert und mit saisonalem Warenangebot ( Hofbauer Schokolade Figuren mutierten vom Osterhasen zum Krampus ) , dem Krepppapiersackerl und dem Zwetschkenkrampus als verlässliche Einstimmung zur Weihnachtszeit zelebriert...

lg elsa prochazka