
Für Jahrzehnte waren manche Konvolute in Kisten verstaut. Etwa diese Sammlung an Fahnenbändern im Bezirksmuseum Penzing. Nun wird diese fachmännisch sortiert und einzeln verpackt.
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Sammlungspflege in den Depots der Wiener Bezirks- und Sondermuseen
„Jedes Objekt ist wichtig“
Behutsam heben Restaurator Christoph Melichar und Christian Dominguez vom technischen Service eine Fahne auf den Arbeitstisch. Aus rotem Samt genäht und aufwändig mit Goldfäden bestickt, hat sie sichtbar am Zahn der Zeit gelitten. Staub, loses Garn und ausgebleichte Stellen zeugen von suboptimaler Lagerung. Nun beginnt die Arbeit am wertvollen Textil, minutiös wird es trocken gereinigt und restauriert. Danach folgen die sorgfältige Verpackung und Inventarisierung, bevor das Objekt an seine neue Lagerstätte im Depot gelangt. Auf diese oder ähnliche Weise wurden in den vergangenen Monaten bereits hunderte Sammlungsstücke in den ersten beiden von insgesamt 23 Bezirksmuseen und sechs Sondermuseen versorgt. Der Fokus des Depotprojektes liegt dabei vorrangig auf Gegenständen aus Stoff: „Dabei handelt es sich um die heikelsten Objekte mit dem größten Handlungsbedarf“, so Regina Wonisch, Leiterin der Stabstelle Bezirksmuseen im Wien Museum.
Fehlende Ressourcen, Personalmangel sowie ungünstige räumliche Bedingungen haben viele Objekte in den Depots der ehrenamtlich geführten Häuser über die Jahre teilweise stark beeinträchtigt. Schäden am Material sind häufig die Folge. Dem Projekt vorausgegangen ist eine Bestandsaufnahme aller Depots, die sich – so individuell wie die Bezirks- und Sondermuseen sind – in Dachböden, Kellern und Nebenräumen befinden. Ergänzend zur Versorgung der einzelnen Objekte werden weitere notwendige und nachhaltige Schritte gesetzt, etwa durch Schädlingsmonitoring, verdunkelnde Fensterfolien bei direktem Lichteinfall und neue Regalsysteme. Außerdem leisten Melichar und Dominguez wichtige Vorarbeit zu einem anderen großangelegten Projekt der Stabstelle, der Erfassung der Sammlungen aller Bezirks- und Sondermuseen in einer gemeinsamen Datenbank. Christoph Dominguez sagt über die Arbeit in den Depots der Bezirksmuseen: „Wir haben hier die Chance, kulturelles Erbe zu retten.“

Höchste Sorgfalt. „Unsere Arbeit ist von größtem Respekt vor dem Material geprägt“, so Christian Dominguez, hier bei der Arbeit an einer Goldhaube im Bezirksmuseum Liesing.

Auch wenn das Hauptaugenmerk auf empfindlichem Textil liegt, wird der Blick auf die gesamte Depotsituation bewahrt. Von Schreibmaschinen über archäologische Artefakte bis hin zu Fotos und historischen Geschäftsausstattungen ist hier vieles zu finden. „Für mich sind alle Objekte wichtig“, sagt Christoph Melichar.

Das Werkzeug für die Versorgung der Objekte: Stück für Stück werden die verschmutzten und beschädigten Textilien versorgt.
Die Zusammenarbeit der Stabstelle mit den ehrenamtlichen Teams der Bezirks- und Sondermuseen ist dabei von gegenseitiger Wertschätzung geprägt. So sagt etwa Heide Liebhart, Leiterin des Bezirksmuseums Liesing: „Der beachtlichen Sammelarbeit der früheren Mitarbeiter:innen musste eine qualitative Sichtung der mitunter wertvollen Sammelstücke dringend folgen. Nur durch die Initiative der Mitarbeiter:innen des Wien Museums und deren oft mühevollen Einsatz konnte dieses Projekt umgesetzt werden. Wir bedanken uns für die wertvolle Unterstützung und die gute Kooperation auf Augenhöhe, besonders bei den Durchführenden." Das erklärte Ziel der Depotoffensive ist laut Regina Wonisch der Schutz besonders sensibler Objekte durch Sofortmaßnahmen. Insgesamt sollen die Bedingungen in den Depots der Museen langfristig verbessert werden.
Alle Fotos: Klaus Pichler
www.bezirksmuseum.at


























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