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Angelika Seebacher, 18.5.2021

Ausstellung Melanie Ender

In Konversation mit Material und Form

Die raumgreifenden skulpturalen Installationen von Melanie Ender bestehen meist aus Gipsplatten in Kombination mit feinen Messinggebilden, Buntmetallen und Gipsgüssen. Die bewusste Wiederholung von Materialkombinationen und Formelementen stellt Verbindungen zwischen den einzelnen Arbeiten her. Aktuell ist eine Einzelausstellung der Künstlerin in der Startgalerie im Wien Museum MUSA zu sehen.

Materialität und Bildkomposition stehen bei Melanie Enders feinsinnigen Arbeiten ganz stark im Vordergrund. „Es ist für mich körperlich lustvoll mit meinen Materialien zu arbeiten und deren spezifische Charaktereigenschaften immer besser zu verstehen“, erklärt die Künstlerin. „Ich finde es spannend, dass ein Material während dem Bearbeitungsprozess ganz unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen kann.“ So werden Gipskartonplatten mit einem feuchten Schwamm abgerieben, Papierschichten dadurch schichtweise abgetragen, bis der Gipskern freigelegt ist und sich die Oberfläche dieses Materials völlig verändert. Spuren des manuellen Prozesses – Kratzspuren, Abschabungen und Papierreste – bleiben im Gips sichtbar und definieren die Oberfläche der so langsam aus ihrer Ummantelung geschälten skulpturalen Objekte.

Abgesehen von Gips sind Buntmetalle das Material, mit dem Ender hauptsächlich arbeitet. Statt Farben und Lacken wendet sie eine bestimmte Brüniertechnik an, wodurch die zarten Metallelemente unterschiedliche Farbvariationen erhalten und besonders organisch wirken. Neben dem Material und dem Taktilen geht es der Künstlerin bei ihrer Arbeit auch um die Auflösung der klassischen hierarchischen Ordnung eines Bildes. So werden Rahmenelemente, Bildträger und Inhalt als gleichwertige skulpturale Elemente zur Bildkomposition verstanden.

„Es reizt mich, der Malerei skulptural ein Gegenüber zu behaupten.“

Da die Elemente ihrer Arbeiten oft nicht fix miteinander verbunden, sondern kompositorisch zueinander positionierte Einzelteile sind, können sie sich potenziell „weiterentwickeln“ und sich in einer anderen Form neu zusammenfügen. Das Bild wird in diesem Sinne als installativer Moment begriffen, innerhalb dessen skulpturale Elemente sowohl permanente Verbindungen eingehen als auch temporär zueinander positioniert werden. „Jedes Einzelteil hat dabei seine spezielle Wichtigkeit“, betont die Künstlerin.

Ein besonders interessanter Aspekt, mit dem sie sich auch in ihrer Ausstellung „smooth, so surface! oh yeah...“ in der Startgalerie befasst, ist wie sie vom skulpturalen Bild zur Plastik kommt. Was also in dem Moment passiert, in dem sich ihr Arbeitsprozess wieder zurück vom Bild an der Wand hin zum skulpturalen Objekt am Boden entwickelt. „Es sind die selben Zeichen in einer anderen Skalierung, eine Re-formulierung, die trotz loser Positionierung der Bildsegmente wie eine Verankerung im Raum ist.“

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Obwohl ihre Bilder und Skulpturen oft konstruiert wirken, ist Melanie Enders Arbeitsweise sehr intuitiv und vieles entsteht direkt im Prozess: „Es gibt auch keine inhaltlichen Themen, die ich abarbeite, meine Arbeit ist tatsächlich ein konstantes In-Konversation-Sein mit Material und Form.“

Melanie Ender *1984 in Wien | 2006-2013 Universität für angewandte Kunst, Akademie der bildenden Künste Wien | 2019 Nominierung Kardinal König Kunstpreis | Ausstellungsbeteiligungen u.a. im Belvedere 21 und im MAK | Residency Programme in Istanbul, Turin und Rom.
melanieender.com

Die Ausstellung  smooth, so surface! oh yeah...  läuft noch bis 3. Juni 2021 in der Startgalerie im Wien Museum MUSA

Angelika Seebacher, Pressearbeit/Kommunikation und Development, Wien Museum; freie Autorin u. a. für Parnass. Studierte Wirtschaft und Kunstgeschichte und arbeitete sieben Jahre im Kunst- und Antiquitätenhandel in Wien und Paris, ehe sie sich auf zeitgenössische Kunst spezialisierte.  

 

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