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Susanne Breuss, 21.6.2024

Raupe, Ringelspiel und Riesenrad auf dem Laaerberg

„Die Favoritner haben nämlich auch ihren Prater“

Der große und berühmte Wurstelprater in der Leopoldstadt hatte im Lauf der Geschichte eine Reihe kleinerer Brüder in verschiedenen anderen Wiener Bezirken. Noch heute besteht der Anfang der 1880er Jahre entstandene Böhmische Prater in Favoriten.

Der 256 Meter hohe Laaerberg ist die höchste Erhebung im südöstlichen Wien und befindet sich im Gebiet zwischen der Favoritenstraße und der Ostbahn (der westlich der Favoritenstraße gelegene Teil des Höhenzugs wird als Wienerberg bezeichnet). Seinen Namen hat er von den früher niederösterreichischen Ortschaften Oberlaa und Unterlaa an seinem Südhang, sie gehören seit 1938 vollständig zu Wien, der Laaerberg seit 1890/92. Spätestens ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war er ein beliebtes Ausflugsziel der umliegenden Bevölkerung, die an Sonn- und Feiertagen scharenweise in die Höhe marschierte. Die Massenzuwanderung während der Gründerzeit hatte der Reichshaupt- und Residenzstadt Wien einen enormen Bevölkerungszuwachs beschert, wobei der größte Anteil aus den Kronländern Böhmen und Mähren stammte. Aufgrund des hohen Anteils an Arbeitern unter den Wiener Tschechen konzentrierte sich diese Bevölkerungsgruppe auf die Arbeiterbezirke, und hier vor allem auf Favoriten, den 1874 gegründeten (damals im Vergleich zu heute noch viel kleineren) zehnten Wiener Gemeindebezirk, wo um 1900 etwa jeder fünfte Einwohner aus Böhmen oder Mähren stammte. Arbeit fanden sie in den zahlreichen Industriebetrieben, die sich hier wegen der relativ niedrigen Bodenpreise und der Anbindung an die Eisenbahn angesiedelt hatten. Ihre Freizeitgestaltung entsprach den bescheidenen finanziellen Mitteln und beschränkte sich weitgehend auf die nähere Umgebung, wo sich speziell der lauschige und schattige Laaerwald im nordöstlichen Teil des Laaerbergs anbot.

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Der immer größere Zuspruch, den der Laaerberg und der Laaerwald als Ausflugsziel fanden, weckte auch das Interesse von Gastronomen, die ein gutes Geschäft witterten. Ein Kantinenwirt des Ziegelwerks Laaerwald bot an den Wochenenden Essen und Trinken für die zahlreichen Ausflügler an und war damit sehr erfolgreich. Um sein Lokal noch attraktiver zu gestalten, suchte er um eine Konzession zur „Abhaltung von erlaubten Spielen“ an, die ihm im Mai 1882 erteilt wurde. Zur Unterhaltung der Gäste standen in seinem Gasthausgarten nun ein Ringelspiel und eine Schaukel bereit. Etwa zur gleichen Zeit erhielt ein Gastwirt und Vergnügungslokalbetreiber aus dem Prater eine Konzession zur Errichtung eines Ausflugsgasthauses auf einem freien Platz des Laaerwalds, den er von der Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft pachtete. Diese beiden Lokale waren kommerziell so erfolgreich, dass bald weitere Konzessionsansuchen bei der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Bruck a. d. Leitha einlangten. 1883 gab es bereits rund ein Dutzend Gaststätten, und 1884 waren es schon zwanzig, sie standen alle auf Pachtgründen der Firma Wienerberger. Am 22. Mai 1884 berichtete das „Illustrierte Wiener Extrablatt“: „Der rasch aufstrebende jüngste Wiener Bezirk Favoriten […] hat seit kurzer Zeit eine neue Zierde erhalten. Die Favoritner haben nämlich auch ihren Prater, der ihnen umso eher zu gönnen ist, als die Stiefkinder Vindobonas bisher einen solchen Erholungsort entbehrten.“

Im Unterschied zur späteren Konzentration auf die Grenzgasse (heute: Laaerwald) waren die Lokale damals noch über den gesamten Wald verstreut, und sie durften – so die Auflage der Firma Wienerberger als Verpächter, die damit vermutlich gewährleisten wollte, dass die Bauten bei Eigenbedarf der Grundstücke rasch wieder entfernt werden konnten – ausschließlich in Leichtbauweise und aus Holz errichtet werden. Wie ihr Publikum stammten die Gastwirte vorwiegend aus Böhmen und Mähren – die zunächst als Spitzname und nicht immer freundlich gemeinte Bezeichnung „böhmischer Prater“ (oder auch „tschechischer Prater“) lag also nahe. Neben Speis und Trank boten die meisten Wirte auch Unterhaltungsmöglichkeiten an. Etliche Gasthäuser verfügten über einen Tanzsaal und eine Kegelbahn, die stets sehr gut frequentiert waren. Vor allem die beliebten Tanzmusikabende trugen maßgeblich zum Erfolg des neuen Ausflugs- und Vergnügungsareals bei, verstärkt ab 1886, als in Wien wegen zahlreicher gewalttätiger Exzesse ein polizeiliches Verbot öffentlicher Tanzunterhaltungen erlassen wurde, wovon der damals noch zur Bezirkshauptmannschaft Bruck gehörende Laaerwald ausgenommen war. Für großen Publikumsandrang sorgten weiters die verschiedenen Feste (etwa zu den Feiertagen im Jahreslauf), die sowohl von den Wirten als auch von Privatpersonen und Vereinen wie dem tschechischen Schulverein Komensky in den Gasthäusern veranstaltet wurden. Ein besonderer Stellenwert kam dem Ersten Mai zu, da die in der Umgebung ansässige Arbeiterbevölkerung nach der Teilnahme an den Veranstaltungen der Arbeiterorganisationen gerne im Böhmischen Prater feierte.

Das sich prächtig entwickelnde Geschäft auf dem Laaerberg rief zunehmend auch professionelle Schausteller auf den Plan, die sich um eine Untermiete in einem Gasthausgarten bemühten und dort ihre Ringelspiele, Schaukeln, Riesenräder, Marionetten- und Kasperltheater, Panoramen etc. aufstellten. Außerdem boten verschiedene Personen nebenberuflich kleinere Unterhaltungsgeschäfte wie Wurf- und Geschicklichkeitsspiele, Kraftmessgeräte oder Elektrisiermaschinen an. Zu den besonders üppig mit Unterhaltungsangeboten ausgestatteten Lokalen zählte die sogenannte Pokorny-Burg, in deren Garten gleich mehrere Schausteller und Automatenbetreiber eingemietet waren. Aufsehenerregend war hier etwa der „Dampfmensch“, eine mit einem Dampfmotor betriebene menschliche Figur mit automatisch bewegten Gliedern. Von Beginn an gab es auch einige Schausteller, die ein eigenes Grundstück pachteten und dort größere Praterunternehmungen gründeten – diese Familien sollten den Kern jener Schausteller bilden, die später zum Teil über Jahrzehnte hinweg wesentlich das Geschehen im Böhmischen Prater prägten.

Auch wenn der Böhmische Prater in seiner Frühzeit von den Medien immer wieder als eine derb-fröhliche Idylle für die „unteren“ Volksschichten beschrieben wurde, und es lobende und anerkennende Worte über ihn gab: er war nicht ausschließlich gut beleumundet, manchen galt er sogar als gefährlicher, zumindest aber zwielichtiger Ort, an dem sich „Gesindel“ herumtreibt. Das war einerseits einer oft herablassenden und fremdelnden bürgerlichen Haltung gegenüber einem proletarisch und migrantisch geprägten, wenig noblen Vergnügungs- und Ausflugsort in der Nachbarschaft von staubigen Lehmgruben und rauchenden Fabrikschloten geschuldet. Es gab andererseits aber auch tatsächlich viel zu tun für die Polizei, denn der Mix aus Menschenmassen, unterprivilegierten Lebensumständen, Alkohol und Lustbarkeiten aller Art war nicht unbedingt dazu angetan, dass sich immer alles in den erwünschten Grenzen von Sitte, Anstand, Recht und Ordnung abspielte. Intensiv überwacht wurden ohnehin alle Versammlungsorte der Tschechen und solche, an denen „Lustdirnen“ ihrem Gewerbe nachgingen – beide Gruppen waren im Böhmischen Prater in großer Zahl vertreten.   

Ein Beispiel für die Kritik am Böhmischen Prater findet sich im „Neuen Wiener Journal“, das 1894 einen Beitrag mit dem Titel „Der ‚wilde‘ Prater“ brachte, und dabei betonte, dass dieser geläufige Beiname nichts mit Romantik zu tun habe, sondern mit dem Umstand, dass „dieses Fleckchen Erde wie kaum ein Zweites an der Wiener Peripherie sich zum Verbrecherwinkel“ entwickelt habe und „das Exercier- und Bethätigungsfeld, das Eldorado der Messerhelden“ geworden sei. Deshalb würden das Laaerwäldchen mit seiner „Wurstelprateranlage en miniature“ zumeist auch nur Leute betreten, „welche ihr rohes Gemüth an diese Stätten zieht“. Bedauerlicherweise würden dort auch die Kinder der Proletarierfrauen, die an den Nachmittagen mit ihrem Nachwuchs den Laaerwald zu Erholungszwecken aufsuchten, nur schlechte Vorbilder zu sehen bekommen. Zur Illustration der „wilden“ Zustände im Böhmischen Prater brachte der Artikel mehrere Beispiele, zum Beispiel halbwüchsige Buben, die sich zum Gaudium auch der Erwachsenen eine Hetz daraus machten, einen als besondere Attraktion ausgestellten lebendigen Affen stundenlang zu peinigen und zu quälen; „entfesselte“ Tanzereien; Geld aus dubiosen Quellen verprassende Schulbuben; Alkoholexzesse und derart viele Raufereien, dass die Wachleute nur noch eingriffen, wenn Messer mit im Spiel waren.    

Auch im Vergleich mit dem großen Bruder, dem Prater in der Leopoldstadt, schnitt der Böhmische Prater für so manchen zeitgenössischen Beobachter nicht gerade gut ab. Im „Neuigkeits-Welt-Blatt“ hieß es 1896: „In Allem aber wird man hier die Empfindung nicht los, daß man sich trotz der luftigen Höhe – unter dem Niveau befinde. Alles trägt den Stempel des Unzureichenden, des Talmihaften, der Decadenz. Für den Lokalhistoriker ist es aber nichtsdestoweniger von hohem Interesse, dem ‚böhmischen Prater‘ auf dem Laaerberge einen Besuch abzustatten, um ein Zerrbild unseres Volkspraters zu sehen und zu beobachten, wie sich die ‚untersten Zehntausend‘ gehaben und unterhalten an einer Stelle, wo sie stets fast vollständig ‚unter sich‘ sind.“

Hunger, Hakenkreuze und Bomben

Nachdem im Ersten Weltkrieg und in den ersten Nachkriegsjahren aufgrund der allgemeinen Not- und Mangelsituation an eine Aufrechterhaltung des Unterhaltungs- und Vergnügungsgeschäfts im Böhmischen Prater nicht zu denken gewesen war, und die Rationierung der Lebensmittel auch die Gastronomie hart getroffen hatte, begann man ab den frühen 1920er Jahren damit, den Betrieb langsam wieder aufzunehmen. Es gab nun weniger Gasthäuser, und bei den Schaustellern kam es zu einer Reduktion auf wenige Betreiberfamilien, die sich von den Gastwirten unabhängig machten und eigene Grundstücke pachteten. Beim Publikum fielen die vielen Soldaten weg, die früher wegen der großen Kasernen und des Truppenübungsplatzes in der Nähe häufig hier gewesen waren, und auch der Anteil der Tschechen ging zurück, da viele in die neugegründete Tschechoslowakische Republik abwanderten. Durch den Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel war der Böhmische Prater nun aber für die Bewohner der weiter entfernt liegenden Wiener Bezirke besser erreichbar. Ein neues Besucherpotential bedeuteten zudem die zahlreichen neuen Wohnhausanlagen in der unmittelbaren Umgebung sowie die im Krieg errichteten Schrebergartensiedlungen. Bald war der Böhmische Prater wieder sehr belebt, und er bot etliche zeitgemäße Neuerungen an, darunter ein „Charleston-Rad“ und eine „Shimmy-Treppe“, deren Benutzung das Gleichgewicht und die Geschicklichkeit herausforderte. Nach wie vor nutzten viele Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, bei den Schaustellern und Wirten durch verschiedene Hilfsdienste ein bisschen Geld zu verdienen.

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Da die Gasthäuser des Böhmischen Praters zu den wichtigsten Versammlungs- und Freizeitorten der Favoritner und Simmeringer Arbeiter gehörten, hatte das Verbot der kommunistischen und der sozialdemokratischen Partei ab 1933 bzw. 1934 durch das Dollfuß-Schuschnigg-Regime entsprechende Auswirkungen: Der Praterbetrieb ging zwar weiter, doch es gab eine intensive staatspolizeiliche Überwachung, was politische Agitation und Gespräche mit politischem Inhalt ebenso unterband wie die Behandlung politischer Themen in den Theateraufführungen. Außerdem wurde der Laaerberg immer mehr zu einem Ort nationalsozialistischer Propaganda. So wurden hier, wie auch auf anderen Erhebungen der Stadt, zahlreiche große Feuer in Form von Hakenkreuzen abgebrannt, die in der Dunkelheit weithin sichtbar leuchteten. Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland konnte der Betrieb des Böhmischen Praters aufrechterhalten werden, obwohl den Nationalsozialisten schwer zu kontrollierende und „sittenwidrige“ Vergnügungsstätten wie diese grundsätzlich ein Dorn im Auge waren.

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Dass nun politisch ein anderer Wind wehte, konnte man im Böhmischen Prater schon daran erkennen, dass die vielfach an Gasthäusern und Schaustellerplätzen angebrachten rot-weiß-roten Wimpel und Fahnen durch solche mit Hakenkreuz ersetzt wurden. Davon legt unter anderem eine in den Sammlungen des Wien Museums befindliche, am 7. Juni 1938 aufgenommene Fotoserie von Robert Haas (1898-1997) zum Böhmischen Prater und Laaerberg Zeugnis ab. Über die „Wirtschaftsgruppe ambulantes Gewerbe“, in der die Schausteller ab 1938 zusammengefasst wurden, sorgte die NSDAP für die Umsetzung ihrer Vorgaben – so erhielten mehrere Fliegerkarussells statt der Metallsitze Kriegsflugzeugmodelle. Im Krieg herrschte im Böhmischen Prater zunächst zwar noch regelrechter Hochbetrieb, doch die kriegswirtschaftlichen Auswirkungen waren bald auch hier zu spüren, beispielsweise in Form von Zwangsmaßnahmen wie der Requirierung von Fahrzeugen und Motoren, die manche Schausteller in eine durchaus existenzbedrohende Situation brachten. Deutliche Präsenz zeigte der Krieg zudem mit der Ansiedlung einer Waffenproduktion sowie der Errichtung von Arbeits- und Gefangenenlagern am Laaerberg oder der Nutzung der Gasthäuser des Böhmischen Praters als Soldatenquartiere.  

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Wiederaufbau, Natur- und Denkmalschutz

In der letzten Kriegsphase wurde der Böhmische Prater im Zuge der Bombardierungen durch die Alliierten fast vollständig zerstört, doch schon im Frühjahr 1947 konnte der Betrieb provisorisch wieder aufgenommen werden. Der Schwerpunkt lag nun auf Kinderunterhaltungen, denn sie waren unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit mit vergleichsweise geringem Aufwand herzustellen. Im Lauf der 1950er Jahre kam es zu einem Rückgang der Schaustellergeschäfte, da sich die Freizeitgewohnheiten insgesamt verändert hatten, und man im Böhmischen Prater zudem nicht in der Lage war, ähnlich kapitalintensiv in immer neue Attraktionen zu investieren wie im Wurstelprater. Auch die Zahl der Gasthäuser und ambulanten Verkäufer ging zurück, es dominierten nun kleinere Imbissbuden und Verkaufshütten. Ende der 1950er Jahre kam der Praterbetrieb weitgehend zum Erliegen, vor allem Familien mit Kindern blieben zunehmend weg. Einzig die Spielhallen erlebten einen Aufschwung, sie entwickelten sich zu beliebten Treffpunkten von Jugendlichen aus Favoriten und Simmering. Das brachte dem Böhmischen Prater erneut den Ruf ein, ein „wilder“ Ort und Treffpunkt für „Gesindel“ zu sein. Das eher Ungeordnete und Improvisierte der Umgebung bediente zudem kaum die dominierenden Bedürfnisse der Nachkriegsgesellschaft, in der man eher von einer wohlanständigen und gepflegten Eigenheimidylle am Stadtrand träumte, als von dieser Art „unkultivierter“ Peripherielandschaft.

Nach dem Kauf großer Grundstücke durch die Gemeinde Wien wurde 1955 mit der Neuaufforstung des Gebiets Laaerwald begonnen, das bereits ab 1905 Bestandteil des kommunalen Projekts „Wald- und Wiesengürtel“ gewesen war. Zu diesem Zweck musste das gesamte Aufforstungsgebiet für die Bevölkerung gesperrt werden. Dadurch fielen unter anderem die Besucher der beliebten Badeteiche weg, die den Böhmischen Prater zuvor frequentiert hatten. 1982 wurde der Laaerwald schließlich wieder zugänglich gemacht, ab dieser Zeit erlebte auch der Prater einen neuen Aufschwung, nachdem schon in den 1970er Jahren einige Schausteller vereinzelte Initiativen gesetzt hatten. Verstärkte Werbeaktivitäten, große Praterfeste, das internationale Treffen der Drehorgelspieler oder die Teilnahme am Wiener Ferienspiel – all das führte dazu, dass er wieder stärker in den Bewusstseins- und Erlebnishorizont der Wiener Bevölkerung geriet.

Heute wirkt der Böhmische Prater sehr lebendig, dennoch geht es deutlich ruhiger und gemütlicher zu als im Wurstelprater. Trotz zahlreicher Neuerungen gibt es immer noch genügend historische Relikte, die für einen charmant altmodischen Touch sorgen und zu Ausflügen in die Geschichte einladen. Sogar unter Denkmalschutz steht ein 1890 aufgestelltes Ringelspiel mit Holzspringpferden, da es zu den ältesten noch im Betrieb befindlichen Ringelspielen dieser Art in Europa zählt. Und auch die in der Zwischenkriegszeit sehr beliebte und nach dem Krieg wieder hergestellte Raupe dreht nach wie vor ihre sanften Berg- und Tal-Bahnrunden: Es handelt sich dabei um ein 1929 installiertes Rundfahrgeschäft, das nicht zuletzt deswegen Berühmtheit erlangte, weil es während der Fahrt mit Hilfe eines Ventilators die Röcke der Mädchen und Frauen hochfliegen ließ.

Literatur und Quellen:

Der „böhmische Prater“ am Laaerberge, in: Neuigkeits-Welt-Blatt, 13.9.1896, S. 13.

Der „wilde“ Prater“ (Ein Bild von der Wiener Peripherie), in: Neues Wiener Journal, 29.8.1894, S. 3f.

Wolfgang Slapansky: Das kleine Vergnügen an der Peripherie. Der Böhmische Prater in Wien, Wien 1992.

Susanne Breuss studierte Europäische Ethnologie, Geschichte, Philosophie und Soziologie an der Universität Wien und an der TU Darmstadt und war von 2004 bis 2023 Kuratorin im Wien Museum. Sie unterrichtet an der Universität Wien und schrieb für die Wiener Zeitung. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen historische und gegenwärtige Alltagskulturen sowie museologische Fragen. 

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