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Christine Koblitz, 19.5.2021

Von der Instagram-Challenge zum Buch

#AlmostWeltreise: Gleicher Ort, andere Wahrnehmung

Seit fünf Jahren ist Instagram unsere Plattform für den visuellen Austausch mit den Bewohner*innen der Stadt. Mit der Frage „Wo sieht Wien nicht aus wie Wien?“ starteten wir den bislang anspruchsvollsten Fotowettbewerb nach dem „Almost“-Prinzip von Wojciech Czaja und wurden mit 635 Einreichungen belohnt. Die besten kommen im Herbst ins zweite „Almost“-Buch.

Die Herausforderung war, ein gutes Foto zu machen und einen konkreten Bezug zu einem anderen Ort herzustellen. Die Vorlage lieferte die Foto-Serie von Wojciech Czaja, die bei „Almost Wiener Weltreisen, 1873 / 2020“ ausgestellt war. Sie entstand aus der plötzlichen Einschränkung der Reise-Freiheit während dem ersten Corona-Lockdown und war für ihn ein Ansporn, doch hinaus zu gehen und die eigene Stadt neu zu entdecken. Diese Idee wollten wir an die Instagram-Community weitergeben.

Challenge accepted

Wenn wir eine neue Challenge ausrufen, wissen wir nie was uns erwartet. Ist das Thema spannend genug? Lässt es sich fotografisch gut umsetzen? Wird jemand mitmachen? Auf die Ungewissheit folgt große Erleichterung, wenn die ersten Bilder eintreffen. Bei unserem ersten Wettbewerb „Wien von oben – ein Instablick auf die Stadt“ unter dem Hashtag #wvo17 waren es zweihundert am ersten Tag, am Ende mehr als zweitausend. Auch #AlmostWeltreise hatte nach dem Startwochenende schon eine beachtliche Zahl an Einträgen. Die Menge allein sagt nichts über die Qualität, doch auch die passt in den meisten Fällen.

Die Anerkennungen:

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Wir geben bewusst keine Einschränkungen, wann die Aufnahme entstanden sein soll oder gepostet wurde. Denn ein Eintrag ist schnell gelöscht und neu ins Netz gestellt. Damit ermöglichen wir einen Blick ins Archiv und die Neubewertung der vorhandenen Beiträge unter einem anderen Label. Auf diese Art fand Gerlind Schabert (@in.wien.mit.wien) zahlreiche Almosts, die sie mit bemerkenswerter Präzision von Madeira bis Jekaterinenburg verortete. Einige Städte kannte sie von eigenen Reisen, andere hat sie gegoogelt. Manchmal geht sie auch gezielt los, um Fotos zu machen, vor allem an Orte, von denen sie vermutet, dass es Motive für sie gibt. Für solche Touren geben unsere Wettbewerbe ein willkommenes Motto vor. Bei „Danke, Otto!“ #wagner2018 anlässlich der großen Otto Wagner-Ausstellung im Jubiläumsjahr 2018 hat ihr gefallen, dass man sich dabei klargeworden ist, wieviel seiner Architektur es in Wien gibt und was alles von ihm ist. Sie findet es auch schön zu sehen, was die anderen aus der Aufgabe machen. Man steht am selben Ort und hat andere Wahrnehmungen.

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Ähnlich ist die Motivation von Georg Herder (@georgherder) für die Teilnahme. Als Fotograf schätzt er es, sich mit einem Thema auseinander zu setzen und hat auch eigene Pandemie-Serien z.B. zu den abgesperrten Spielplätzen während des ersten Lockdowns festgehalten. Seine „Almosts“ hat er teils bei seinen Spaziergängen, teils in seinem Portfolio entdeckt. So zum Beispiel die Schweizer Alpen, in denen er noch nie war, die aber in seiner Vorstellung so sein könnten. Und natürlich möchte der leidenschaftliche Wanderer auch einmal in echt dorthin fahren.

Paris, London oder New York?

Generell spiegeln sich in den #AlmostWeltreise-Bildern die Wünsche und Erinnerungen der Instagramer*innen. Die Top 3 Sehnsuchtsorte waren Paris mit 16 Nennungen, gleichauf mit London, knapp vor New York (13). Lieblingsfotomotive waren die russisch-orthodoxe Kirche im 3. Bezirk als Moskau, das China-Restaurant im Donaupark für China sowie die Friedenspagode für Thailand und die Zacherlfabrik als Istanbul. Neben diesen offensichtlichen Almosts freuten wir uns besonders über exotische Entdeckungen in der Ferne wie das Strandmuster der Copacabana in der Messe Wien von @annacorena, die buthanesische Stupa (@so_vienna) oder die Neuinterpretationen der Simmeringer Feuerhalle als Orient (@zvitlo) und der Kennedybrücke als Edward Hoppers USA von @franzhammerbacher. Einige Igers hat die Challenge dazu inspiriert, humorvolle Assoziationen zu anderen, teils irrealen Orten oder Filmen herzustellen, zum Beispiel Hogwarts im Wiener Rathaus von @depixtion.

Die Gewinner:

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Gewinner*innen, Anerkennungen und Almost Band 2

Egal ob ein kleines Detail von einem Gebäude, ein Ausschnitt aus der Fassade oder eine Stadtansicht – die Kreativität der Teilnehmer*innen im Finden neuer Almosts war enorm. Wie können wir diese Bandbreite würdigen, fragten wir uns in der Jury und entschieden deshalb, mehrere Preise zu vergeben als ursprünglich geplant. Ein scharfes Beobachterauge, ein guter, origineller Fund, eine passende, punktgenaue Assoziation und ein hochwertiges Foto – damit haben die 15 Gewinnerinnen und Gewinner alle Almost-Kriterien erfüllt. 15 Anerkennungen wurden für wertvolle Entdeckungen, die nicht in allen Kategorien überzeugen, und weitere Bilder von Leuten, die mit großem Engagement am Wettbewerb teilgenommen haben, ausgesprochen. In der Vergangenheit hatten wir bei den Ausstellungen entsprechend Platz für eine analoge Präsentation eingeplant. Am Bauzaun war das nicht praktikabel, daher erfolgt sie diesmal rein virtuell auf dem Instagram-Account des Museums und hier mit einer Rückschau auf die finale Auswahl. Wojciech Czaja war darüber hinaus so beeindruckt, dass die Gewinner-Fotos in den für Herbst 2021 geplanten 2. Band von „Almost“ aufgenommen werden.

Jury: Wojciech Czaja (Fotograf), Christine Koblitz (Wien Museum, Social Media), Kilian Prader (@igersvienna) und Peter Stuiber (Wien Museum, Kurator „Almost Wiener Weltreisen, 1873/2020)

Christine Koblitz ist Engagement Managerin im Wien Museum und beschäftigt sich mit Digital Culture & Instagram. Sie kuratierte die Ausstellung „Takeover – Streetart & Skateboarding“ (2019) und entwickelt spielerische Formate wie das AR Escape Game für das Uhrenmuseum (geplanter Release: Herbst 2024).

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