Beiträge von Martina Nußbaumer
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Martina Nußbaumer studierte Geschichte, Angewandte Kulturwissenschaften und Kulturmanagement in Graz und Edinburgh und ist seit 2008 Kuratorin im Wien Museum. Ausstellungen, Publikationen und Radiosendungen (Ö1) zu Stadt- und Kulturgeschichte im 19., 20. und 21. Jahrhundert, Geschlechtergeschichte sowie zu Geschichts- und Identitätspolitik.

Wien 1., Ledererhof 2, Barockes Bürgerhaus, Fotografie von Bruno Reiffenstein, um 1900, Wien Museum
Balkone in Wien
Vom repräsentativen Fassadenschmuck zum begehrten Freiraum
Lediglich 50 Prozent der Hauptwohnsitze in der Stadt verfügen über einen eigenen Freiraum in Form eines Balkons, einer Loggia oder einer Terrasse. Die Nachfrage nach leistbaren Balkonen als Gartenersatz und erweitertem Wohnraum an der frischen Luft steigt in Wien seit Jahren. Als Freizeit- und Erholungsort ist der Balkon allerdings ein historisch junges Phänomen, diente er doch lange Zeit hauptsächlich als Fassadenschmuck.

Mit einer „Marsüberfallsrakete“ wurde auf dem Wiener Faschingsumzug 1939 die Rüstungsindustrie der USA verspottet. Postkarte (Fotografie: H. Schuhmann), Sammlung Wien Museum
Der Wiener Fasching 1939 als NS-Propaganda-Ereignis
„Großkampftage im Vergnügen“
Am 19. Februar 1939 inszenierten die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ und der Wiener Fremdenverkehrsverband den größten Faschingsumzug, den die Wiener Innenstadt je erlebt hat. Das propagandistisch hoch aufgeladene Massenereignis, das „Altreich“ und „Ostmark“ in der gemeinsamen Freude am Karneval verschmelzen sollte, hat auch Spuren in der Sammlung des Wien Museums hinterlassen.

Foodora-Rucksack, Sammlung Wien Museum
Botendienste in der Stadt
Knochenjob in Pink
Vor der Motorisierung wurden Nahrungsmittel und Speisen oft zu Fuß zu den KundInnen transportiert – in Holzbutten oder Säcken, die am Rücken geschleppt wurden. Im dichten Stadtverkehr der Gegenwart setzt man verstärkt auf Fahrradlieferdienste. Um dieses Phänomen zu dokumentieren, wurde nun ein „Foodora“-Rucksack in die Sammlung des Wien Museums aufgenommen. Die Kuratorin Martina Nußbaumer erklärt, wie es dazu kam.

Erinnerungsbuch des Richard Grünfeld, © Wien Museum
Das Erinnerungsbuch des Richard Grünfeld
Verzettelte Spuren einer Biografie
Schülerkarten für das Städtische Donaubad, Stehplatzkarten für das Burgtheater, Sitzungskarten für die Galerie des Reichsrats – diese und unzählige weitere Dokumente finden sich eingeklebt in einem rund 200 Seiten dicken Buch, das der Wiener Mediziner Richard Grünfeld (1875 – 1914) um 1900 angelegt hat.

Besonders prachtvolle Exemplare sind in dutzenden Schaukästen ausgestellt.
© Klaus Pichler/Wien Museum
Wiens einziges Fachgeschäft für Insektenkunde
Im Reich der Schmetterlinge und Käfer
Im Hochparterre eines Altbaus im 18. Bezirk befindet sich Österreichs letztes Fachgeschäft für Insektenkunde. Seit 113 Jahren wird dort alles verkauft, was Käferspezialistinnen oder Hobby-Entomologen begeistert. Das Wien Museum begab sich auf Lokalaugenschein, um eine einst populäre, heute im Verschwinden begriffene Sammelkultur zu dokumentieren.